Spielbericht: FSV Zwickau - 1. FC Kaiserslautern 0:2

Die Topspiel-Wochen können kommen

Die Topspiel-Wochen können kommen

Foto: Imago Images

Vier Spiele, vier Siege, null Gegentore! Der 1. FC Kaiserslautern ist 2022 eine Bank und beweist beim 2:0 über den FSV Zwickau zum wiederholten Male, dass ihn auch äußere Umstände nicht mehr schocken.

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Die Vorzeichen vor der Partie in Zwickau waren alles andere als rosig. Aufgrund vieler Ausfälle gestaltete sich schon die Trainingswoche schwierig, zeitweise konnten nur 13 Profis auf dem Platz stehen. Am Spieltag fehlten zusätzlich zu den bereits zuvor Verletzten wie Kapitän Jean Zimmer oder Spielmacher Felix Götze mit Matheo Raab und Kevin Kraus zwei wichtige Defensiv-Stammkräfte wegen Krankheit. Doch diese Situation ist für Marco Antwerpen und seine Mannen in dieser Saison wahrlich nicht neu, und so sah es der Trainer vor Anpfiff bei "Magenta Sport" sportlich: "Wir jammern nicht, wir sehen das als Herausforderung". Der 50-Jährige überraschte, indem er für Kraus den zuvor noch nie auf dieser Position eingesetzten René Klingenburg ins Abwehrzentrum stellte, außerdem mit Muhammed Kiprit einen zusätzlichen Stürmer brachte.

Starkes Zeichen von Fans und Verein: "Für fangerechte Anstoßzeiten"

Die FCK-Profis machten sich in Trainingsshirts mit der Aufschrift "Für fangerechte Anstoßzeiten" warm. Der Verein sowie das Fanbündnis FCK und der FCK-Fanbeirat hatten sich zuvor gemeinschaftlichen Aufruf unter anderem für die Abschaffung von Montagsspielen stark gemacht. Ein wichtiges Zeichen! Vor dem Anpfiff wurde es dann noch emotional. Die 1.000 anwesenden Zwickauer Zuschauer - mehr waren wegen der Corona-Auflagen nicht gestattet, Gästefans komplett untersagt - gedachten der verstorbenen Ost-Ikone Gerd Schädlich, der unter anderem für den FSV Zwickau, Erzgebirge Aue und den Chemnitzer FC aktiv war. Mit Trauerflor und einem großen "Danke Gerd" auf der Tribüne ging die Partie dann los.

Zäher Beginn, dann Jubel: Auf Aluminium-Glück folgt Boyd-Bumms

Der FCK, der sich in den vergangenen Wochen vor allem in der Anfangsviertelstunde äußerst treffsicher zeigte, hatte zunächst Probleme, in Ballbesitz zu bleiben und für einen geordneten Spielaufbau zu sorgen, da Zwickau das Spielfeld sehr eng gestaltete. Vor allem die Zentrale um den rechtzeitig genesenen Marlon Ritter und Mike Wunderlich fabrizierte ungewöhnlich viele Fehlpässe. Auch der FSV war zunächst nur unwesentlich besser und fiel vor allem durch Zweikämpfe auf, brachte den FCK aber nach 22 Minuten ins Schwitzen, als ein Kopfball von Dominic Baumann die Latte streifte. Doch nach 38. Minuten tat der FCK das, was eine Spitzenmannschaft tun muss: Ein Abschluss von Wunderlich schien zu missglücken, flog jedoch an Terrence Boyd vorbei, der einfach den Schlappen an die Kugel hielt und so erstmals im neuen Trikot seinen Zyklop-Torjubel zeigen durfte. Genau dafür wurde der Mann mit dem Torriecher geholt! Zu diesem Zeitpunkt war die Führung zwar etwas glücklich, aber wer fragt da am Ende noch danach? Nur kurz danach sorgte Keeper Avdo Spahic für einen kurzen Schreckmoment, als er einen Ball durch die Finger rutschen ließ und Klingenburg auf der Linie retten musste - doch auch in solchen Situationen ist das Glück dem Teufel aktuell hold. Zudem wurde Spahic im Fünfmeterraum hart von einem Gegenspieler attackiert, was der Schiedsrichter jedoch nicht als Foul bewertete.

Kiprit trifft, Konkurrenz patzt: Das FCK-Polster wächst beständig

Zu Beginn der zweiten Halbzeit brachte Zwickau dann Lautern-Schreck Ronny König, der wie so oft auch beim 1:1 im Hinspiel im Fritz-Walter-Stadion getroffen hatte. Heute aber sollte selbst er keinen Stich machen. Der FSV kam jedoch zunächst mutig aus der Kabine und hätte in der 51. Minute fast den Ausgleich erzielt - Luca Horn ist aber eben kein Boyd! Der hatte vier Minuten später die Mega-Chance auf seinen Doppelpack, doch diesmal war auch der Deutsch-Amerikaner nach einer Ecke nicht so eiskalt wie noch im ersten Durchgang. Chancen gab es jetzt quasi im Minutentakt: Wieder 120 Sekunden später wird Kiprits Schuss zunächst abgewehrt, Marlon Ritter beim Nachsetzen aber klar von den Beinen geholt. Den folgerichtigen Strafstoß verwandelt Kiprit kaltschnäuzig zum 2:0. In der vergangenen Saison wäre so ein Spielverlauf noch nahezu undenkbar gewesen! Boris Tomiak hatte sogar noch den dritten Treffer wortwörtlich auf dem Kopf, doch sein Ball landete ebenso an der Latte wie kurz darauf ein Fernschuss von Ritter. Aber auch so konnte den Lautrern niemand mehr den Auswärtssieg nehmen. Was für ein Zeichen nach all den Ausfällen und vor dem Heimspiel gegen Liga-Primus Magdeburg.

Viele Emotionen: Antwerpen bietet ganz Zwickau die Stirn

Nach Spielende kam es noch zu einem kurzen Scharmützel zwischen Antwerpen und Zwickau-Coach Joe Enochs, nachdem der FCK-Trainer schon vor und während des Spiels von Fans provoziert wurde und sich zeitweise auch darauf einließ. Doch allen Lautrern inklusive Antwerpen dürfte das heute Abend egal sein. Zumal solche Emotionen dem Fußball ja auch erst die richtige Würze verleihen. Erst recht, wenn die eigene Mannschaft am Ende als Sieger vom Platz geht. Als Kirsche auf der Spieltagstorte ließ die Aufstiegskonkurrenz obendrein noch ein paar Federn: Meppen fing sich eine derbe 0:3-Klatsche bei Schlusslicht Havelse ein und Osnabrück kassierte gegen Türkgücü in letzter Sekunde den 1:1-Ausgleich. Nur Waldhof gelang ein glückliches 3:2 gegen Berlin. Braunschweig und 1860 spielen am Sonntag gegeneinander, Saarbrücken folgt am Montag. In der Tabelle bedeutet das: Vorerst hat der FCK vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz - so viele wie noch nie in seiner Drittliga-Historie. Und zudem steht ja noch das Nachholspiel bei 1860 aus. Ein wichtiger Fingerzeig vor den nun kommenden heißen Duellen gegen Magdeburg und Mannheim. Die Teufel sind hierfür jedenfalls gerüstet! Heja, heja FCK!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Antwerpen: "Bewährungsprobe bravourös bestanden" (Der Betze brennt)

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