Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Darmstadt 98 1:1

Ein Punkt zum Aufbauen

Ein Punkt zum Aufbauen


Der 1. FC Kaiserslautern holt im Heimspiel gegen Darmstadt 98 einen Punkt. Eigentlich zu wenig, doch immerhin stimmten wieder Einstellung, Wille und Zusammenhalt. Auf das Remis lässt sich vor allem deshalb aufbauen.

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Als gar nichts mehr ging, ließ sich Daniel Halfar einfach fallen. Von Krämpfen geschüttelt, lag Lauterns Kapitän zehn Minuten vor Schluss auf dem Rasen im Fritz-Walter-Stadion und konnte keinen Schritt mehr machen. 90 Minuten lang hatten er und seine Kollegen Wiedergutmachung für die bittere 0:3-Niederlage in Nürnberg üben wollen. 70 Minuten lang war ihnen das auch überzeugend gelungen. Von der ersten Sekunde an warfen sich die Roten Teufel gegen die Darmstädter Lilien mit Leidenschaft und Entschlossenheit in die Zweikämpfe - und machten damit das Versprechen von Cheftrainer Norbert Meier nach dem letzten Heimspiel wahr: Der heimische Platz solle zukünftig "umgegraben" werden.

Das erste, frühe Zeichen, in welche Richtung die Partie laufen sollte, setzte Vorkämpfer Halfar höchstselbst: Nach vier Minuten rasierte er seinen Gegenspieler an der Mittellinie mit einer eingesprungenen Grätsche derart rüde ab, dass die folgende Gelbe Karte schon rötlich schimmerte. Das Einsteigen hatte aber Signalwirkung. Der FCK wollte keine Zweifel lassen, wer auf Deutschlands höchstem Fußballberg der Herr im Hause ist. Und das kam an: Ein Großteil der 30.786 Zuschauer feuerte seine Mannschaft an, der gegnerische Torwart wurde von Spielern und Fans sichtlich nervös gemacht, auch auf Süd- und Nordtribüne war zeitweise Stehplatz-Atmosphäre angesagt. Die Stimmung dürfte zu den Höhepunkten der vergangenen Monate zählen.

Kein guter Start: Große Probleme mit Tickets und Bezahlkarten

Dabei hatte der Tag mit keinen guten Vorzeichen begonnen: An fast allen Stadioneingängen bildeten sich lange Schlangen. Tickets funktionierten nicht, abholbereite Dauerkarten waren nicht auffindbar und das Bezahlkarten-System zickte herum: Kein guter Start in die Heimspiel-Saison. Das Chaos hatte zwischenzeitlich solche Ausmaße angenommen, dass der FCK noch am späten Freitagabend ein "dickes Sorry" an seine Fans schickte und Besserung versprach. Hinzu kamen auch noch langwierige Polizei-Sperrungen am Elf-Freunde-Kreisel, aufgrund derer die Fans große Umwege oder lange Wartezeiten in Kauf nehmen mussten - verpasste Zugverbindungen für manchen inklusive.

Die Rahmenbedingungen verhießen also nicht gerade Gutes - doch der Fight der Mannschaft entschädigte die Lautrer Anhänger schnell. Noch vor dem Anpfiff - und auch während des ganzen Spiels - bekam einer besonders viel Aufmerksamkeit und Anfeuerung: Torhüter Marius Müller, der nach dem Schlusspfiff voll des Lobes für die FCK-Fans war. "Schon während dem Spiel habe ich ihnen mehrmals gedankt, aber das haben sie natürlich nicht gehört", grinste der Keeper.

Kein Wunder: Denn vor allem die Westkurve machte ordentlich Alarm und peitschte ihre Männer in Rot nach vorne. Der Höhepunkt war noch vor dem Pausenpfiff gekommen und wieder stand Halfar im Mittelpunkt: Einwurf von rechts, Mads Albaek ging dem Ball gedankenschnell entgegen. Seine Flanke wurde geblockt und fand über den auffällig starken Phillipp Mwene seinen Weg zu Halfar. Der legte sich die Kugel kurz zurecht und prügelte sie dann, ganz leicht abgefälscht, ins Netz.

Halfars Tor ist die Erlösung: Was ein Moment!

Was ein Moment! Der Betze bebte bis in seine tiefsten Schichten, während Mannschaft, Betreuer und Trainer vor der Bank in einem riesigen Haufen aufeinanderlagen, gab es auf den Tribünen kein Halten mehr. Wilde Umarmungen hier, Bierduschen da. Halfar sprach später "von einer Erlösung" und exakt so fühlte es sich an. In diesen Minuten vor der Halbzeitpause kochte der Hexenkessel wahrhaftig und beinahe hätte es erneut Grund zum Jubeln gegeben: Die Hausherren konterten, ließen das zweite Tor aber trotz Überzahl liegen.

Ärgerlich! Vor allem weil Darmstadt Mitte der zweiten Hälfte Druck aufbaute und in der 72. Minute ausgleichen konnte. Nun lagen sich die knapp 4.000 mitgereisten Lilien-Anhänger, die nahezu komplett dem Motto "Alle in Weiß" gefolgt waren, in den Armen. Die Hessen zeigten bei ihrem ersten Auswärtsspiel nach dem Abstieg einen abwechslungsreichen Support und schickten auch "liebe" Grüße an den ehemaligen Trainer: "Ohne Meier wär'n wir gar nicht hier!"

Moritz hat das Siegtor auf dem Fuß

Die gute Laune wäre den Hessen allerdings kurz vor Schluss noch einmal jäh im Halse stecken geblieben. Der eingewechselte Christoph Moritz stürmte nämlich in der Nachspielzeit frei auf Darmstadts Torhüter Daniel Heuer Fernandes zu, scheiterte aber mit seinem geschlenzten Schuss am reflexartig reagierenden Schlussmann. An der verpassten Chance hatte der Beinahe-Matchwinner sichtlich zu knabbern, auch noch Minuten nach dem Schlusspfiff.

Sicher ist nur: Das Stadion wäre beim anschließenden Torjubel wohl abgerissen worden. So blieb am Ende ein eigentlich - gemessen an der Leistung - enttäuschender Punkt. Doch im Gegensatz zum Auftaktspiel in Nürnberg machten Leistung, Einstellung und Wille Mut für die kommenden Spiele. Das honorierten auch die FCK-Fans, die ihre Mannschaft nach dem Abpfiff mit viel Applaus verabschiedeten - auch wenn diese, symbolträchtig angeführt von Daniel Halfar, zum Teil nur noch humpelnd zum Abklatschen in die Kurve kommen konnte.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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