Spielbericht: FC St. Pauli - 1. FC Kaiserslautern 0:0

Null Null nervt

Null Null nervt


Wieder nur Remis: Auf drei Siege am Stück lässt der FCK drei Unentschieden folgen. Und mit dem 0:0 bei Schlusslicht St. Pauli können die Roten Teufel sich sogar noch glücklich schätzen – trotz eines verschossenen Elfmeters.

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„Avanti Dilettanti“ prangte auf großen Lettern vor der heimischen Südkurve. Mit diesem vielsagenden Slogan appellierten die die Fans des FC St. Pauli an ihre Mannschaft, die zuletzt vor allem durch Eigentore und Elfmetergeschenke aufgefallen war. Und tatsächlich merkte man den Kiezkickern in der Anfangsphase des Heimspiels gegen den 1. FC Kaiserslautern ihre große Nervosität an, die Angst vor dem erneuten Versagen – nur konnten die Roten Teufel daraus keinen Ertrag schlagen.

Etwa 2.500 Fans begleiteten ihren FCK ins mit 29.037 Zuschauern fast ausverkaufte Millerntor-Stadion und sorgten vor dem Anpfiff für den ersten optischen Akzent: Untermalt von glitzernden Fahnen in rot und silber sowie ein paar Blinkern wurden unter dem Flutlicht vom Millerntor der „1. FC Kaiserslautern e.V.“ und seine Titeljahre „1951, 1953, 1990, 1991, 1996, 1998“ hochleben gelassen. Auf der Gegenseite stimmten sich die Heimfans unter den bekannten Klängen von „Hells Bells“ auf die bevorstehende Fußballschlacht ein.

Die erstligareifen Rahmenbedingungen konnten die beiden Mannschaften jedoch nicht bestätigen. Der seit fünf Spielen unbesiegte FCK fand kein Durchkommen gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten, der sogar deutlich die bessere Mannschaft war. Mal rettete die Latte die Roten Teufel, dann der Pfosten oder ein (berechtigter) Abseitspfiff. Auch Julian Pollersbeck im Lautrer Tor wurde mehrfach zu Paraden gezwungen. Am Ende war es ein glücklicher Punktgewinn für den FCK.

Stieber vergibt die große Siegchance

Dabei gab es sogar die ganz große Chance auf den Auswärtssieg: Nach einer halben Stunde war Sören Gonther mit weitem Anlauf in Marcel Gaus gerauscht und der Schiedsrichter hatte sofort auf Elfmeter entschieden. Vor der Ausführung folgte jedoch eine kuriose Szene, denn der gar nicht an der Situation beteiligte Keeper Robin Himmelmann hatte sich verletzt und musste gegen seinen Ersatzmann Philipp Heerwagen ausgetauscht werden. Diese ganze Chose nahm fünf Minuten in Anspruch, in denen Lauterns Elfmeterschütze Zoltan Stieber den Ball schon auf den Punkt gelegt hatte und Auge in Auge mit der Sankt-Pauli-Kurve bereitstand. Nach gefühlt ewiger Wartezeit war es dann endlich soweit: Stieber lief an, schoss den Ball halbhoch rechts, Heerwagen machte sich lang – und das Leder flog am Tor vorbei (32.). Verschossen! Dahin war die große Chance für den FCK. Spekulativ bleibt, ob sich der Tabellenletzte von diesem Nackenschlag noch mal erholt hätte.

Den mitgereisten FCK-Fans blieb somit nur, das Beste aus der Situation zu machen. Trotz der zweiten Nullnummer in Folge wurde es im Gästeblock immer mal wieder laut, jedoch konnten sich die Lautrer Schlachtenbummler bei nordischer Kälte kaum gegen die zahlenmäßig überlegenen Heimfans durchsetzen. Wobei auch auf den Rängen von St. Pauli die bedrückende sportliche Situation spürbar war und nur selten das ganze Stadion mitzog.

Tayfun Korkut blieb am Ende nichts anderes übrig, als sich mit dem Unentschieden zufrieden zu zeigen: „Wir können mit dem Punkt leben, das muss ich so deutlich sagen.“ Besonders glücklich wirkte der FCK-Trainer bei dieser Aussage nicht – verständlicherweise. Zum dritten Mal in Folge gab es gegen eine schlechter platzierte Mannschaft nur ein Unentschieden. Erstmals seit anderthalb Monaten wäre sogar eine Niederlage verdient gewesen. Kapitän Christoph Moritz attestierte knallhart: „Das war eines unserer schlechtesten Spiele.“

St. Paulis Trainer-Weise Ewald Lienen sah es positiv und blickte mit einem Augenzwinkern auf die Elfmeterszene zurück: „Der Herbie [Heerwagen] musste alle Kräfte aufbringen, um so zu tun, als ob er cool wäre, damit der Stieber nervös wird. Und das hat offensichtlich geklappt“

Nur zehn Tore in 15 Spielen

Das Defizit des FCK bleibt die Torarmut. Die Zwischenbilanz als zweitbeste Defensive der Liga (13 Gegentore) ist natürlich sehr positiv zu bewerten, wird aber durch den Gegenwert als zweitschlechteste Offensive (zehn eigene Tore) deutlich getrübt. Wie schon am Wochenende zuvor gegen Karlsruhe wurde deutlich, dass zum Beispiel aus Standardsituationen zu wenig gemacht wird. Aber auch aus dem Spiel heraus kam an diesem Freitagabend nicht viel, daran änderten auch die offensiven Einwechslungen mit Daniel Halfar und Jacques Zoua nichts.

Den meisten FCK-Fans blieb immerhin noch ein gemütlicher Freitagabend auf der Reeperbahn und dem Dom, während die Mannschaft sich mit dem Bus auf die 600 Kilometer weite Heimreise nach Kaiserslautern machte. Für die zwei verbleibenden Spiele bis zur Winterpause – zuhause gegen Aue und auswärts in Nürnberg – gab Tayfun Korkut nochmals sein schon zuvor formuliertes Ziel aus: „20 Punkte plus X.“ Und noch ein paar Tore, möchte man anfügen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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