Spielbericht: Bayer Leverkusen - 1. FC Kaiserslautern 3:1

Lautern kehrt der ersten Liga den Rücken zu

Lautern kehrt der ersten Liga den Rücken zu


Mittwochabend, 21:55 Uhr in Leverkusen: Aus dem Fanblock des 1. FC Kaiserslautern, wo kurz zuvor noch „You'll never walk alone“ gesungen wurde, fliegt ein Spielertrikot zurück auf den Platz. Ein Bild mit Symbolcharakter. Dass es sich dabei ausgerechnet um den Dress von Mathias Abel handelte, dem in Sachen Kampf und Identifikation kein Vorwurf zu machen ist, hatte der enttäuschte Fan im Getümmel hinter dem Zaun gar nicht bemerkt.

Insgesamt zeigte sich der rot-weiße Anhang in Leverkusen zwar lautstark und größtenteils unterstützend, zwischendurch gab es aber auch immer wieder Phasen, die von Verärgerung oder Sarkasmus („Sukuta-Pasu, Du bist der beste Mann“, „Seht ihr Bayern, so wird das gemacht“) geprägt waren. Der sang- und klanglose Abstieg ihrer Roten Teufel lässt auch die Fans ratlos zurück.

Schon nach einer Minute hatte ein großer Teil des Gästeblocks seinem Team den Rücken zugedreht. Gerade mal 25 Sekunden waren gespielt als Erin Derdiyok und Stefan Kießling - trotz Anstoß für Lautern - die noch völlig unsortierte FCK-Abwehr übertölpeln und zum 1:0 für Bayer Leverkusen einschieben konnten. Das Drama nahm seinen Lauf...

...dachte man. Aber dann entwickelte sich ein Spiel, das man sich tatsächlich mal wieder anschauen konnte. Die nur noch 2.000 mitgereisten FCK-Fans in der mit 25.627 Zuschauern spärlich gefüllten Arena peitschten ihr Team jetzt doch wieder nach vorne und erlebten die eine oder andere Torraumszene. Kurz vor der Pause dann das kaum für möglich gehaltene: Freistoßflanke von Kostas Fortounis, Direktabnahme des völlig freistehenden Julian Derstroff, Traumtor für den FCK (42.)! Und das auch noch verdient! Die Fans feierten dieses seltene Glücksgefühl mit einem Zaunsturm und zwei Bengalos, von denen eines idiotischerweise nach vorne geworfen wurde. Die anwesenden Ordner nahmen es locker und entsorgten das Feuer im Sandeimer - dennoch eine völlig sinnlose Aktion.

Bei einigen FCK-Fans erwachten nun wohl, auch ob der Ergebnisse der Konkurrenz vom Vortag, ganz leise Hoffnungen auf ein Fußballwunder. Aber realistisch betrachtet musste man feststellen, dass die Roten Teufel überhaupt nur eine Chance hatten, weil auch die Europa-League-Anwärter vom Rhein sehr viele Fehler produzierten.

In der zweiten Halbzeit legte Bayer einen Zahn zu und schickte die Elf von Krassimir Balakov auch in dessen viertem Spiel ohne Punkte nachhause. Wohl noch nie war ein FCK-Trainer schon nach wenigen Wochen so kurz davor, verbrannt zu sein. Bei einem Freistoß von Gonzalo Castro sprang der völlig überforderte Richard Sukuta-Pasu nicht hoch, so dass Simon Rolfes im Nachschuss abstauben konnte (57.). Und wenig später war es Stefan Reinartz, der zwölf Meter vor dem Tor allein gelassen wurde und mühelos zur endgültigen Entscheidung einschieben durfte (69.). 3:1 für Leverkusen, das Spiel war entschieden und hätte sogar noch höher enden können. Die letzten Entlastungsangriffe des FCK waren hoffnungslos.

Neun Punkte Rückstand bei vier noch ausstehenden Spielen: Der 1. FC Kaiserslautern ist praktisch abgestiegen und wird den sportlichen Untergang vielleicht schon am kommenden Spieltag, spätestens aber wohl eine Woche später in Berlin auch theoretisch besiegeln. Einige Spieler scheinen nicht erst seit gestern mehr mit ihrer persönlichen Zukunft als mit dem Kampf gegen den Abstieg beschäftigt zu sein. Andere sind einfach viel zu schlecht - rätselhaft, warum sie immer noch von Anfang an spielen dürfen.

In den verbleibenden vier Partien sollten nur noch die Spieler eingesetzt werden, die in der nächsten Saison beim Kampf um den direkten Wiederaufstieg mithelfen können und wollen. Denn sportlich sowie mit Blick auf die Fernsehgelder auch finanziell geht es für den FCK um rein gar nichts mehr. Auch die Chance, sich ehrenvoll aus der Bundesliga zu verabschieden, wurde schon längst verspielt.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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