Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Kickers Offenbach 1:1

Zwei Schritte vor und einer zurück

Zweitliga-Abstiegsduell der Traditionsclubs 1. FC Kaiserslautern und Kickers Offenbach auf dem Betzenberg. Obwohl um 18:00 Uhr noch Tausende von Fans vor den Toren des Fritz-Walter-Stadions auf Einlass warteten, pfiff Schiedsrichter Dr. Brych die Partie pünktlich an. Als dann etwa 20 Minuten später alle Besucher ihre Plätze eingenommen hatten, wurde die erstaunliche Zuschauerzahl von 31.473 Besuchern ersichtlich. Darunter waren rund 2.000 OFC-Fans, die sich durchaus lautstark bemerkbar machen konnten und für einen insgesamt guten Auswärtssupport sorgten. Die Stimmung in der Westkurve war zu Beginn gut, flachte später ab, bevor sie in der Schussviertelstunde wieder aufflackerte. Keine schlechte Stimmung insgesamt, kein Vergleich allerdings zum Spiel in Wiesbaden vor einer Woche.

FCK-Trainer Milan Sasic ersetzte die gesperrten Mathieu Beda und Sascha Kotysch durch Nassim Banouas und Aimen Demai, OFC-Coach Jörn Andersen musste auf seine beiden ebenfalls gesperrten Toptorjäger Suat Türker und Aristide Bancé verzichten und bot als einzige Spitze den flinken, allerdings bisher torlosen Griechen Agritis auf.

Die Roten Teufel begannen furios, hatten gleich in der 4. Minute eine gute Einschusschance durch Marcel Ziemer, der jedoch zu lange zögerte und somit vergab. Das Bemühen, schnell nach vorne zu spielen war erkennbar, dennoch war das FCK-Spiel gegen einen defensiven Gegner wieder viel statischer als zuletzt in Wehen. Mit ihrer ersten Torchance gingen die Gäste in der 15. Spielminute in Führung. Moses Sichone entwischte einem nicht nur in dieser Szene überforderten Nassim Banouas und köpfte aus drei Metern Entfernung den Eckball von Sousa ein, obwohl noch mehrere andere Abwehrspieler um ihn herum standen. Sofort wieder Schockzustand beim FCK-Anhang und der Mannschaft, die sich nun sehr schwer tat. Ein erstes kleines Pfeifkonzert gab es nach 20 Minuten, als sich die Offenbacher vor ihrem eigenen Strafraum gemütlich die Bälle zuspielten, ohne dass auch nur ein einziger FCK-Akteur sie angegriffen hätte. Wenige Minuten später das gleiche Spiel, diesmal griffen die drei FCK-Offensivakteure an, da aber der Rest der Truppe nicht nachrückte, entstand eine Riesenlücke im Mittelfeld. Sind dies taktische Mängel oder einfach nur die Folgen mangelnden Selbstvertrauens gerade in Heimspielen?

Nach 30 Minuten zog Milan Sasic eine erste Konsequenz aus dem bisher Gesehenen und ersetzte den unglücklichen Banouas, der zudem nach einem rüden Foul bereits gelb gesehen hatte, durch Stürmer Erik Jendrisek. Aimen Demai agierte fortan etwas defensiver als zuvor. Bis zur Pause kamen jedoch nur noch zwei bis drei „halbe“ Torchancen heraus, wirklich gefordert wurde die Kickers-Abwehr kaum. Stattdessen musste Aimen Demai in der 45. Minute beim zweiten vernünftigen Kickers-Angriff auf der Linie klären, nachdem Tobias Sippel einen Flankenball unterlaufen hatte und Mokhtari aufs Tor geköpft hatte. Dennoch wiederum Enttäuschung zur Pause auf dem Betze ob des 0:1-Rückstandes.

Nach dem Wechsel wurden die Roten Teufel endlich etwas forscher. Man konnte die Gäste zeitweise sogar in deren Strafraum einschnüren, die etwas eingeschlafene Stimmung auf den Rängen wurde auch wieder besser. Marcel Ziemer hatte eine starke Szene in der 53. Spielminute, als er drei Gegen-spielern entwischte, frei vor OFC-Keeper Cesar Thier auftauchte, den Ball aber nicht mehr an ihm vorbeibringen konnte. Nach knapp einer Stunde kam Björn Runström für den unglücklich agierenden Josh Simpson. Kurz darauf hätte das 1:1 fallen müssen. Erik Jendrisek kam wenige Meter vor Thier freistehend zum Schuss - oder soll man sagen, er hätte zum Schuss kommen können? - denn er trat tatsächlich am Ball vorbei, nachdem er sich fast einen Knoten in die Beine gespielt hatte. Blankes Entsetzen auf den Rängen. Wenn man solche Chancen nicht nutzen kann, wie soll man dann ein Spiel gewinnen? Die Gäste vergaben in der Folgezeit durch Agritis und den eingewechselten Ex-FCK'ler Marco Reich noch zwei gute Konterchancen. Doch der FCK wehrte sich zumindest, wenn auch nicht auf hohem spielerischem Niveau.

In der 77. Minute gab es ein Gerangel zwischen Wöhrle und Runström im Offenbacher Strafraum, Wöhrle zog am Trikot seines Gegenspielers, man schubste sich gegenseitig, bis Runström zu Boden sank. Elfmeter! Kann man geben, muss man vielleicht nicht unbedingt geben. Entsetzen bei den Gästen, Glücksgefühle beim FCK-Anhang. Andererseits Bangen auf den Tribünen, hatten doch zuletzt Björn Runström und Fabian Schönheim wichtige Strafstöße verschossen. Doch Aimen Demai ließ sich auch von mehreren Offenbacher Provokateuren nicht aus der Ruhe bringen und netzte sicher und souverän ein. Ein Jubelsturm zog durchs Stadion. Wer nun gedacht hatte, dass die Betzebuben in den inclusive Nachspielzeit noch verbleibenden 15 Minuten ein Feuerwerk abbrennen würden, um den dringend notwendigen Sieg noch zu erzwingen, sah sich getäuscht. Die Offenbacher nahmen die Gastgeber geschickt aus dem Spiel und ließen nur noch eine Kopfballchance durch Björn Runström zu (82.). Dann war Schluß.

Wieder einmal viele frustrierte Gesichter auf dem Betze, konnte die Mannschaft doch zum wiederholten Male eine gute Vorgabe aus dem vorangegangenen Auswärtsspiel nicht zu Hause in einen Sieg ummünzen. So kommt man nicht wirklich von der Stelle. Die insgesamt keinesfalls starken Offenbacher verbuchten sehr zur Freude ihres euphorischen Anhangs einen nicht einmal unverdienten Punkt, der ihnen zweifellos mehr nutzt als den Lautrern.

Was bedeutet dies für den FCK? Der Punkteabstand von drei Zählern zum rettenden Ufer blieb erhalten. Diesen rettenden 14. Tabellenplatz besetzt nun der VfL Osnabrück, bei dem der FCK am nächsten Spieltag montags antreten muss. Womit schon fast alles gesagt ist. Kann der FCK seine zuletzt gute Auswärtsbilanz aufbessern, winkt Ende März sogar der Nichtabstiegsplatz. Verliert man allerdings an der Bremer Brücke, dürften angesichts der anhaltenden Heimschwäche die Lichter rund um den Betzenberg fast schon ausgehen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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