Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Greuther Fürth 3:0

Ein letzter Mann plus zwei Spitzen = 3:0!

Der 1. FC Kaiserslautern spielte also nun gegen Greuther Fürth. Nach den Fehlschlägen gegen Duisburg und Burghausen war es ein für die meisten treuen FCK-Fans ein bedeutungsloses Spiel geworden, die Trainerentlassung unter der Woche wird zwar von den meisten als sportlich richtig, aber dennoch als Zeichen des Niedergangs, als trauriges Ende eines Kapitels voller Hoffnungen gewertet, für viele war aus Frust der Weg zum Betze zu weit. 25.230 meldete das Stadionradio, wer sich im Fritz-Walter-Stadion auskennt weiß - es waren weniger! Darunter etwa 700 Franken, die im letzten Amoklauf um den Aufstieg eigentlich mit einem Sieg die besseren Karten hätten haben können. Auch zu wenig um Bundesligaansprüche auf dieser Ebene zu stellen, bei einer zu bewältigenden Distanz.

Der „neue“ Wolfgang (Funkel) begann eigentlich hinten nicht sehr anders als der alte (Wolf). Die Viererkette stand. Für den gesperrten Tamàs Hajnal spielte Aki Riihilahti etwas zentraler, für Axel Bellinghausen, ebenfalls gelbgestraft, kam Josh Simpson, der seine Rotsperre gerade abgesessen hatte. Simpson allerdings agierte wesentlich offensiver als „Bello“, da SvenMüller wieder die Kette ergänzte, in der der Youngster Sascha Kotysch erneut eine Chance erhielt. Zusätzlich kam aber Moussa Ouattara als „letzter Mann“ für Ismael Bouzid, den er auch konsequent durchspielte. Und dann das: ZWEI Stürmer, Emeka Opara und Marcel Ziemer beide vorne! Uferlos - wo kommen die denn her?

Die ersten Minuten gehörten dem Gast, der schon nach 20 Sekunden hätte in Führung gehen müssen, weil Müller nicht „online“ war, Beda rettete kurz vorm totalen Schock. Auch danach erstmal Pressing der Franken, mit zweiter Großchance nach drei Minuten, der FCK kam kaum zu sicheren Zuspielen auf die Außen oder in die Spitze. Dann ein steiler Pass auf Ziemer und der Torhüter der Greuther wusste sich nicht mehr zu helfen, als diesem halblinks Höhe des Elfers in die Parade zu fahren, mit Hand und Fuß. Schiri Gagelmann aus Bremen zeigte korrekt sofort auf den Punkt. Überraschend legte sich der bis dato unsichere Beda den Ball zurecht und nagelte das Gerät links oben an die Querlatte. Mann.... Geht das schon wieder los.... Was für Chancen braucht dieser FCK eigentlich?

Aber danach spielte plötzlich nur noch eine Mannschaft. Wer dachte, dass uns die Kleeblätter nun den Schneid völlig abkaufen, der sah sich getäuscht. Ein wütender, bisweilen im Mittelfeld durch Kurzpassspiel überzeugender FCK setze Zeichen und kam von Minute zu Minute näher ans Franken-Gehäuse. Es war kein optischer Genuss, wer dachte, hier spielen zwei, die um den Aufstieg kämpfen, der empfand es als Hohn für die Klasse des deutschen Fußballs. Aber: der FCK war von diesen zwei nicht bundesligatauglichen Teams klar das bessere, weil er einfach nicht verlieren wollte! Nicht schon wieder! Und für ein Zweitligaspiel bei diesen Temperaturen wurde auch ein ordentliches Tempo vorgelegt.

Der Betze übernahm nun das Kommando und in der 19. Minute sorgte Riihilati nach feinem Freistoß-Querpass von Opara für das 1:0. Vom Sechzehner aus ließ er Louboue mit raffiniertem Schlenz nach rechts unten direkt neben den Pfosten keine Chance. Klasse Tor, Aki!

Lautern nun drückend überlegen, Ziemer und Lexa ließen gute Möglichkeiten liegen bevor in der kurz vor dem Halbzeitpfiff der Doppelpfosten das 2:0 verhinderte. Nach Silvio Meißners Meisterflanke säbelte erst Ziemer und dann im Nachschuss Sven Müller ans linke Aluminium, dann ging Oparas Nachschuss in die Wolken. Zur Halbzeit ein überraschend, ja belebend offensiver FCK, mit schönen Torchancen, schnellem Spiel über die Außen und leider mangelndem Vermögen im Abschluss. Von Fürth war bis auf die ersten drei Minuten und das ansonsten gepflegte Forechecking nichts zu sehen. Verdiente Führung.

Die Unterstützung aus der Westkurve war wie erwartet dürftig was die Lautstärke anging, wie gesagt, viele Dauerkarteninhaber zogen bei sonnigem Wetter ein C-Klassen-Spiel im Nachbarort offensichtlich vor. Verständlich. Aber die, die da waren gaben wie immer alles, angespornt vom Vorsänger-Duo, war gute Laune und Frust-Bewältigung angesagt; und was besonders zu loben sei: Kein böses Wort über Wolle! Danke dafür! Und danke an diejenigen, die eben wenn's nicht läuft, einfach nur da sind! Wir sind der FCK!

Auf in Hälfte zwei mit Elan und dem Willen alles klar zu machen. Häh....? Der FCK will alles klar machen? Bevor ein Gegentor fällt? Was das denn? Riihilahti, Lexa, Simpson - ein irgendwie gewöhnungsbedürftiges Mittelfeld - aber die machten echt gut dicht an der Mittelinie und setzen auch immer wieder Ziemer und „Emma“ frech ein. Jedoch nichts zwingendes. Fürth versuchte den Druck über die Außen zu erhöhen. Das gelang für etwa fünf Minuten, dann schlug der Betze zurück.

Nach klugem Konter-Steilpass spielte Ziemer quer auf Opara und der hatte zunächst Können beim Dribbling und dann Glück beim Torschuss, als er Torhüter Loboue anschoss, der Ball aber den Weg ins Netz fand - 2:0 (61.) - und „Emma“ dankte Gott! Und alle dankten Opara, es kam mir fast so vor als stünde es 7:1 gegen die Roma und ich steh in Old Trafford. Der Junge hat es wirklich verdient! Alle berechtigten Kritiken dahingestellt, er macht unwahrscheinlich viele Meter und ist ständig anspielbar. Glückwunsch, Emeka! Einem Kuka hat man früher für diese Spielweise gehuldigt, und auch an dem sind wir oft genug verzweifelt - er hat nur öfter getroffen.

Der Rest war Sommerfußball. Sebastian Reinert (für mich ein Mann für die erste Stunde) beerbte Lexa, Daham kam für Opara, Villar, am Dienstag noch strafversetzt zu den Amateuren, (wer's gesehen hat, weiß wieso) kam noch für Ziemer. Fürth konnte nicht, Lautern mühte sich nicht mehr sonderlich, spielte aber immer noch einen schnellen Ball. So kam Müller (jaja, der lahme Müller) nach Riesen-Anspiel von Reinert zu einer fast 100%igen Chance und Ziemers Ball wurde zehn Minuten vor Spielende nach feinem Solo noch von der Linie gekratzt. Und so kam es dann auch noch zum schönsten Tor des Tages durch unsren Kanadier Simpson. Nach doppeltem Doppelpass im halbrechten Mittelfeld legte Daham mit Absatzkick quer zum Sechzehner und Josh versenkte das Leder allerfeinst im langen Eck (86.).

Das soll nicht überheblich klingen.... Aber es war trotz aller Hoffnungslosigkeit ein auch in dieser Höhe am Ende verdienter Sieg gegen zunächst zwar agile und aktive aber jeweils nach den Gegentoren dann unkonzentrierte, überforderte Quelle-Städter. Der FCK hat ausnahmsweise mal nichts anbrennen lassen, an diesem heißen Nachmittag. Bester Mann in meinen Augen neben Meißner und Kotysch war Moussa Ouattara, der sich die Butter nie vom Brot nehmen ließ, etwas abgefallen in der Leistung sind die Herren Beda und Müller.

Ob der Systemwechsel zu zwei Spitzen diesen offensiven Umschwung gebracht? Ich sage ja! Zusammen mit dem offensiveren Spiel von Riihilahti, eigentlich also nur ein „Sechser“ - Silvio Meißner. Die Spielfreude war deutlich höher als bisher, die gegenseitige Unterstützung nach Ballverlusten und das selbstständige Denken und "Spielen Ohne Ball" vielleicht das Beste seit dem Rostock-Spiel. Mit einer System-Leistung wie dieser, wäre ein Sieg gegen Duisburg mehr als drin, gegen Burghausen sicher gewesen! Ob ich mich jetzt freuen oder noch mehr grämen soll, weiß ich nicht... es ist nur der Spielbericht.

Die Frage lautet: Warum nicht immer so? Wem sie zu stellen ist, soll jeder für sich selbst beantworten. Nach den Siegen von Freiburg und Duisburg jedenfalls dürfte der Traum ausgeträumt sein, es sei denn man gewinnt alle restlichen Spiele und hat Schweine-Glück. Der fade Beigeschmack bleibt gerade deswegen ....

Die Hoffnung lautet: Warum nicht weiter so? Ja...., warum eigentlich nicht? Forza FCK!

- Fanfotos vom Spiel

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Rossobianco

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