Spielbericht: Rot-Weiß Erfurt - 1. FC Kaiserslautern 2:4

Endlich mal wieder ein Sieg

In der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals verschlug es den 1. FC Kaiserslautern in den Osten der Republik, genauer gesagt nach Thüringen zum Gastspiel beim FC Rot-Weiß Erfurt. Dass es für die zuletzt glanzlosen Roten Teufel gegen den mittelmäßigen Regionalligisten zu einem Sieg reichen würde, hatte wohl kaum jemand ernsthaft angezweifelt. Dennoch befanden sich unter den 10.300 Zuschauern im halb gefüllten Steigerwaldstadion rund 500 FCK-Fans. Diese verschönerten den Gästeblock mit einigen Schwenkfahnen und Doppelhaltern, vom Support dürfte in dem sehr weitläufigen und an diesem Abend windigen Stadion allerdings nicht viel angekommen sein, zumal ein Teil der mitgereisten Fans das Spiel lieber schweigend verfolgte. Auf Erfurter Seite war optisch nahezu gar nichts zu sehen, akustisch waren die Fans in der Kurve und auf der Haupttribüne gegenüber vom Gästeblock dagegen hin und wieder zu hören. Ansonsten gibt es vom Drumherum vor und während dem Spiel nicht viel zu berichten, lediglich die nervige Vorband „Hurricane aus Sömmerda“ und der in Deutschland wohl einzigartige Imbissstand (Bier und Bratwurst gab es nur abgetrennt durch einen Zaun) sorgten für das ein oder andere Schmunzeln.

Auf dem Rasen hatte sich Trainer Michael Henke für einen Torwartwechsel entschieden und brachte Thomas Ernst für Jürgen Macho, zudem stand Timo Wenzel nicht im Kader und wurde von Fabian Schönheim ersetzt. Ein souveränes oder gar schönes Spiel boten die heute in blau angetretenen „Boys in Red“ gegen den Tabellen-11. der Regionalliga Nord dann zwar nicht, dennoch schien die Partie trotz einiger guter Gelegenheiten für Erfurt bereits nach 30 Minuten entschieden: Boubacar Sanogo hatte mit seinem Doppelschlag (25., 27.) für einen vermeintlich beruhigenden Vorsprung gesorgt. Gelaufen war das Spiel jedoch noch lange nicht, auch wenn im Gästeblock bereits mit der ein oder anderen Spaß-Aktion begonnen wurde (Laola im eigenen Block usw.). Doch die Hintermannschaft des FCK steht in dieser Saison unabhängig von ihrer Besetzung nicht sicher - möglicherweise hatte Ciriaco Sforza doch recht, der laut Medienberichten kritisierte, das die Spieler die taktischen Anweisungen von Trainer Henke nicht verstehen. In der 36. Minute kamen die Thüringer jedenfalls zum Anschlusstreffer durch einen direkt verwandelten Freistoß von David. Die Lautrer konnten die Führung zwar noch in die Pause retten, hatten in der 2. Halbzeit aber zunächst auch in der Offensive kaum noch gelungene Aktionen und fingen sich in der 68. Minute prompt den Ausgleich durch Mensah. Sollte es doch noch eine Pokalüberraschung geben und der FCK sich einmal mehr bis auf die Knochen blamieren? Nein, dafür waren in dieser Pokalrunde andere Mannschaften wie Schalke oder Bochum zuständig: Nach dem 2:2 wachten die Roten Teufel noch mal kurz auf und sorgten mit einem erneuten Doppelschlag durch den vom Erfurter Publikum verschmähten Marco Engelhardt (70.) und Halil Altintop (75.) für die endgültige Entscheidung. Ein glanzloser Sieg, der die Probleme auf dem Betzenberg nicht verbessert, aber immerhin den Einzug in die 3. Runde des DFB-Pokals bedeutet.

Nach dem Spiel bedankten sich Spieler und Trainer noch für die Unterstützung der Fans und feierten ein wenig mit dem Gästeblock. Weniger in Feierlaune war hingegen eine dreistellige Anzahl Erfurter Fans, die sich hinter dem Gästeblock einer ebenfalls dreistelligen Zahl - meist friedlich eingestellter - FCK-Fans gegenüber sah - freilich getrennt durch zwei Polizeiketten, welche mit den heimischen Fans teilweise auch nicht gerade zimperlich umsprangen. Eine kurze Auseinandersetzung gab es dann auch noch am 100 Meter entfernten Parkhaus, im Park hinter dem Gästeblock blieb bis auf gegenseitige Pöbeleien („Absteiger“ vs. „Westdeutschland“) jedoch alles ruhig.

Das Thema „West-/Ostdeutschland“ beschäftigte nach dem Spiel auch noch die Medien sowie FCK-Vorstand René C. Jäggi, der seinem Trainer für die Worte „Scheiß Ossi“ öffentlich eine Geldstrafe aufbrummte und mittlerweile sogar noch eine angeforderte Stellungnahme beim Deutschen Fußball-Bund herauf beschwor. Mindestens genauso unnötig wie die Aussage von Henke waren jedoch der Grund sowie die Reaktion darauf: Hätten die Erfurter den Ball nach der Verletzung des sich am Boden krümmenden Schönheim direkt ins Aus gespielt, wäre es nicht zum Streit an der Seitenlinie gekommen, infolge deren der Erfurter Trainer sogar die Entschuldigung Henkes nicht annahm. Wie weltfremd muss man eigentlich sein, um zu glauben, dass es auf dem Fußballplatz keine - teilweise wesentlich schlimmeren - Beleidigungen gibt? Aber der FCK hat ja genug Geld, um es den Erfurtern zu schenken... In diesem Sinne: Scheiß Ossis Erfurt!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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