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Künftiger VfB-Präsident Kreditgeber des FCK?

Künftiger VfB-Präsident Kreditgeber des FCK?


Ein Kreditgeber, dessen Name nicht genannt werden sollte, hat dem 1. FC Kaiserslautern im August mit drei Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Medien haben nun enthüllt: Es könnte sich dabei um den künftigen Präsidenten des VfB Stuttgart handeln.

Aktuellen Berichten des Südwestrundfunks (SWR) und der Stuttgarter Zeitung (StZ) zufolge ist die Quattrex-Sports AG der bisher geheim gehaltene Kreditgeber des FCK. Neben den Roten Teufeln habe Quattrex in der 2. Bundesliga auch bei Union Berlin, dem 1. FC Nürnberg und dem 1. FC Heidenheim investiert – was der Darstellung von FCK-Finanzvorstand Michael Klatt entsprechen würde, wonach es sich bei dem Geldgeber der Lautrer um ein „Unternehmen mit Erfahrung in diesem Bereich“ handele.

Bisher bekannt war, dass dem FCK ein Kredit in Höhe von drei Millionen Euro mit einer Laufzeit von zehn Jahren gewährt wurde, dessen Zinssatz sich in einen festen und einen flexiblen Part aufteilt. Er soll laut Angaben von Klatt unter jenen 8% liegen, die der Verein für die seit 2010 gestundene Stadionpacht aufbringen muss, für deren Rückzahlung nun wiederum ein Teil des neuen Geldes verwendet werden soll. Darüber hinausgehend wurde Anfang August ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Investor keine Anteile o.ä. am FCK erworben habe. Laut den aktuellen SWR-Informationen würde die Firma aber zumindest an steigenden Fernsehgeldern partizipieren.

„Undurchsichtiges Firmengebilde“: VfB-Kandidat in der Kritik

Gegründet hat die Firma Quattrex laut StZ-Angaben im Jahr 2007 der Unternehmer Wolfgang Dietrich, der nun Präsident des VfB Stuttgart werden möchte. Bis 2010 war Dietrich laut eigenen Angaben in operativer Funktion und bis vor kurzem als Aufsichtsratsmitglied bei Quattrex tätig. Dazu kommen eine ganze Reihe weiterer Unternehmen, von der Zeitung als „undurchdringbarer Geschäfts-Dschungel“ bezeichnet. Die Nachfolger von Wolfgang Dietrich in seinen Firmen sind unter anderem sein Vertrauter Tobias Schlauch (Vorstandsvorsitzender von Quattrex) und sein Sohn Christoph Dietrich.

Beim VfB Stuttgart hat dieser Interessenkonflikt – Dietrichs Firma ist auch bei den Stuttgarter Kickers und möglicherweise auch bei Klubs in der ersten Liga involviert – zu heftigen Diskussionen geführt. Auch deswegen hat Wolfgang Dietrich seine Ämter bei Quattrex vor kurzem offiziell niedergelegt. Ungeachtet dessen haben die VfB-Fans um das mächtige Commando Cannstatt Proteste gegen den ehemaligen Stuttgart-21-Sprecher Wolfgang Dietrich aufgenommen, der im Oktober als Alleinkandidat zum neuen VfB-Präsident gewählt werden soll. Die Fans bezeichnen Dietrich als „Spalter“ und sein Firmengebilde als „undurchsichtig“. Der Verein spricht von „Unterstellungen“. Ebenfalls brisant: Auch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) soll den neuesten Medienberichten zufolge noch nicht ihre Zustimmung zur VfB-Präsidentschaft Dietrichs gegeben haben.

Interessenkonflikt aufgrund Investments bei mehreren Fußballklubs?

Und warum ist dies nun alles für den 1. FC Kaiserslautern so interessant? Die Stuttgarter Zeitung beschreibt einen möglichen Interessenkonflikt, der so theoretisch auch auf den FCK zutreffen könnte, wie folgt: „Man stelle sich vor: In der Winterpause haben sowohl der VfB als auch der Quattrex-Club Union Berlin gute Aussichten am Ende der Saison Aufstiegsplatz zwei in der zweiten Liga zu erreichen. Union Berlin fragt bei der Quattrex Sports AG um eine Erhöhung des Darlehens an, um einen Stürmer zu verpflichten, der die Chancen auf den Aufstieg deutlich verbessern würde. Was antwortet da der VfB-Präsident?“

Wolfgang Dietrich versucht die Vorwürfe gegen seine Person derzeit mit allen Mitteln zu entkräften. Abschließend aus FCK-Sicht nur noch mal zur Verdeutlichung: In Kaiserslautern sind aufgrund des Kredits bisher noch keine offensichtlichen Probleme entstanden und die Verantwortlichen haben bisher auch nicht angedeutet, dass sie weitere Gelder von Quattrex und Co. in Anspruch nehmen wollen – somit wäre der jetzige Kredit mit einer Laufzeit von zehn Jahren „einfach“ zurückzuzahlen, ohne weitere Komplikationen. Unter dem Strich wird sich aber wohl erst in der Zukunft zeigen, ob die Geschichte um den nun nicht mehr anonymen Kreditgeber für den FCK noch brisant werden könnte. Für den VfB ist sie es jedenfalls schon jetzt.

Die kompletten Hintergründe um die Präsidentschaftskandidatur von Wolfgang Dietrich beim VfB Stuttgart sowie um die Investments seiner (offiziell Ex-)Firmen bei anderen Fußballvereinen haben der Südwestrundfunk und die Stuttgarter Zeitung heute morgen online zusammengefasst:

» SWR: Wolfgang Dietrich - Versöhner oder Spalter?
» StZ: Verhindert die DFL die VfB-Präsidentschaft von Wolfgang Dietrich?

Kommentar: Zweischneidiges Schwert

von Thomas

Damit dürfte nun klar sein, warum der Kreditgeber des 1. FC Kaiserslautern anonym bleiben wollte: Er möchte Präsident des VfB Stuttgart werden und kann deshalb keine kritischen Nachfragen gebrauchen. Außerdem mag man es sowieso lieber diskret, wenn man Geschäfte mit direkten Konkurrenten – hier: Vereine der 2. Bundesliga – macht. Das ist ebenso nachvollziehbar wie die nun folgenden Proteste der VfB-Fans.

Aus FCK-Sicht ist diese Konstellation ein zweischneidiges Schwert: Der Verein kann das Geld gut gebrauchen, auch um andere Altlasten zu begleichen. Es wurden dafür keine Anteile verscherbelt und kein Stadionname verramscht, sondern das Geld wird „einfach“ mit Zinsen wieder zurückgezahlt. So ist jedenfalls der Plan, und in Zeiten steigender TV-Gelder sind drei Millionen Euro auch keine Unsumme für einen Fußballklub. Der von der Stuttgarter Zeitung skizzierte (noch fiktive) Interessenkonflikt mit Union Berlin zeigt aber auch die Problemstellung auf, wenn sich mehrere Vereine in die Hände des gleichen Geldgebers begeben – auch und vor allem, wenn dieser sich unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle von Großinvestoren wie Red Bull oder Volkswagen bewegt. Aus dem Fußball-Business fallen einem diesbezüglich Namen wie Würth, Kölmel oder Upsolut ein. Um es klipp und klar zu sagen: Die FCK-Führung hat mit dem Deal nach jetzigem Stand noch nichts falsch gemacht. Aber es gilt weiterhin höchste Wachsamkeit.

Quelle: Der Betze brennt

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