Neues vom Betzenberg

Buchholz: Lizenz ist bei Abstieg gefährdet

Der FCK-Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Buchholz tritt im Fall der Nicht-Entlastung zurück und zieht wohl auch seine Kredite zurück. Er übernimmt die Verantwortung für das Engagement des gescheiterten Sportdirektors Schjönberg und stellt alle Strukturen des Vereins auf den Prüfstand. Von Horst Konzok

Frage: Herr Buchholz, Sie sind seit knapp zwei Jahren Vorsitzender des FCK-Aufsichtsrates. Eine Krise folgt der nächsten - empfinden Sie Ihr Amt als Last oder als Lust?

Buchholz: Als Lust, im Moment aber ist es auch Belastung. Die Last sind die Störfeuer. Ich bin mit 80 Prozent der Stimmen von unseren Mitgliedern in den Aufsichtsrat gewählt worden. Das ist ein großes Vertrauen, das werfe ich nicht weg. Was ich für richtig halte und verantworten kann, das werde ich für den Verein tun. Wenn die Mitglieder meinen, das ist nicht richtig, dann müssen sie mich ersetzen.

Axel Roos hat namens ehemaliger Lizenzspieler öffentlich gemacht, bei der Mitgliederversammlung durch Nicht-Entlastung des Aufsichtsrates eine Neuwahl erzwingen zu wollen, um mit einem neu zusammengesetzten Kontrollgremium den Vorstand ab- und neu besetzen zu können. Nicht Sie, Erwin Göbel ist das Ziel. Was würde der Sturz für den Verein bedeuten?

Für den Verein wäre das eine Katastrophe, weil frühestens am 5. oder 6. Januar Neuwahlen stattfinden könnten. Bis dann ein neuer Vorstand installiert werden könnte, wäre die Transferperiode fast vorbei, nötige Verstärkungen der Mannschaft kaum noch möglich. Der zweite Teil der Katastrophe wäre, dass wir bundesweit zur Lachnummer würden, weil ein Aufsichtsrat für die Kontrolle der kaufmännischen Geschäftsführung vom 1. Juli 2006 bis 30. Juni 2007, aber nicht für den sportlichen Erfolg zu entlasten ist.

Was würde die Nicht-Entlastung für Dieter Buchholz bedeuten?

Das wäre eine Misstrauenserklärung. Ich würde nicht mehr kandidieren.

Herr Buchholz, Sie sind nicht nur Sponsor und Mäzen des FCK, Sie haben dem Verein auch als Bürge manchen Transfer ermöglicht. Ziehen Sie Ihr Geld im Falle eines Sturzes aus dem Verein?

Das Sponsoring ist über die Verträge abgedeckt. Zur Frage der Kreditlinien: Ich würde mein Geld nicht jedem zur Verfügung stellen. Leuten, denen ich nicht vertraue, würde ich es nicht überlassen. Diese Haltung bezieht sich aber nicht nur auf mich. Es gibt Sponsoren, die bereit sind, zu investieren, damit wir uns in der Winterpause verstärken können. Die warten die Versammlung am 14. Dezember ab.

Trifft die Befürchtung zu, dass der FCK im Falle eines Abstiegs gar keine Lizenz bekommt?

Die Befürchtung ist nicht unbegründet. Fünf Millionen - alles in allem - kostet allein die Stadionmiete. Das wäre nur zu schaffen, wenn mit Sponsoren und Investoren eine Strategie für die Dritte Liga gefunden werden könnte. Ich bin aber zu 100 Prozent überzeugt, dass wir die Klasse halten und auf Platz 8 bis 10 landen.

Wie hoch sind die Schulden?

Wenn der schlimmste Fall eintritt, der Abstieg, dann haben wir Ende der Saison durch den Ausfall von Fernsehgeldern, deren Höhe sich an der Platzierung orientiert, und durch die dann zurückgehenden Zuschauerzahlen ein Loch von zwei Millionen Euro. Aber auch hier sind wir in Gesprächen mit Sponsoren und Investoren.

Wie sehen Sie die Arbeit von Klaus Toppmöller für den FCK?

Er ist der erste ehemalige Spieler, der bereit ist, ohne Bezahlung zu arbeiten. Ich bin überrascht, dass es Klaus Toppmöller in der kurzen Zeit gelungen ist, eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Wir haben am Mittwoch telefoniert. Er ist auf Spielersuche, und er ist auch fündig geworden. Wir prüfen die Möglichkeiten, dass wir das auch finanziell hinbekommen.

„Toppi" ist faktisch Sportvorsitzender, hat aber nur ein Mandat als Aufsichtsrat. Ein Satzungsbruch?

Er hat ein Amt im Aufsichtsrat, das ist getrennt von seinen Kompetenzen im sportlichen Bereich. Da arbeitet er im Auftrag des Vorstandes. Das ist juristisch überprüft und korrekt.

Herr Buchholz, was haben Sie falsch gemacht? Die Berufung des amtierenden Vorstandes, der in der Krise, die er zu verantworten hat, überfordert scheint? Die Entlassung von Trainer Wolf am 11. April? Die Berufung von Michael Schjönberg zum Sportdirektor, der nach sieben Monaten gescheitert ist?

Wolfgang Wolf zu entlassen, das war ein einstimmiger Beschluss, den ich mitgetragen habe. Es hatte ja nicht allein mit dem Tabellenplatz zu tun. Es gab da ein Getöse im Umfeld, der Eklat mit einem Fachjournalisten bei der Pressekonferenz nach dem Duisburg-Spiel war vereinsschädigend. Die Verantwortung für Schjönberg übernehme ich - eine Fehlbesetzung! Wahrscheinlich ist er eher Trainer denn Sportdirektor. Zu Erwin Göbel kann ich nur sagen: In der Verwaltung macht er einen hervorragenden Job. Er ist loyal, ehrlich, fleißig, oft von 8 bis 22 Uhr tätig. Er geht mit den Finanzen absolut seriös um. Das Spiel mit den Medien überlässt er lieber anderen. In der Kritik steht er wegen der sportlichen Situation.

Die hat er als Vorstandsvorsitzender aber auch zu verantworten ...

Die Verantwortung schiebt Göbel ja auch nicht weg. Er nimmt sie ja an ...

Vorstandsmitglied Arndt Jaworski sollte Image und Öffentlichkeitsarbeit verbessern, Sponsoren gewinnen. Wenn's sportlich nicht läuft, sicher ein schwieriger Job. Wie sehen Sie diesen Bereich? Kritisiert wird auch der dürftige Internet-Auftritt.

Bei allen Fan-Treffen werde ich wegen des Internet-Auftritts beschimpft. Unsere Außendarstellung ist nach wie vor absolut verbesserungswürdig.

Trainer Kjetil Rekdal steht nach dem krassen Fehlstart in der Kritik. Schafft er die Wende oder braucht der FCK auch einen neuen Trainer?

Klaus Toppmöller hat gesagt, der Trainer schafft das. Ich vertraue da voll auf die Fähigkeiten des Trainers - und Toppmöllers Urteil. Es geht nicht um Schönspielerei, es geht nur um die richtigen Ergebnisse!

Stichwort Stadion. Sie suchen ja einen Investor, der den Namen Fritz-Walter-Stadion passend und einnahmeträchtig ergänzt ...

Da müssen wir uns erst mit der Stadiongesellschaft einigen. Ich bin aber überzeugt, dass die Mitglieder zustimmen würden, wenn es dem Verein hilft. Fritz Walter würde ja sagen, wenn er noch da wäre, um seinem FCK zu helfen! Da bin ich mir sicher!

Kann sich der FCK noch eine hauptamtliche Führung leisten?

Wir sind dabei, die Strukturen auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls zu verändern. Es finden derzeit auch Gespräche mit Stadt und Land und gestandenen Persönlichkeiten aus der Region statt, die bereit sind, ehrenamtlich beim FCK mitzuarbeiten.

Wie lange kann der FCK diese gewaltige Stadionmiete noch stemmen?

Ich bin der Meinung, in der Zweiten Liga überhaupt nicht. Das geht zu Lasten der sportlichen Qualität.

Quelle: Rheinpfalz

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