Neues vom Betzenberg

DBB-Gegner-Check: Obacht vor unterschätzten Lilien

DBB-Gegner-Check: Obacht vor unterschätzten Lilien

Foto: Imago Images

Am Sonntag kommt mit Darmstadt 98 der nächste "dicke Brocken" auf den Betzenberg. Die Lilien stellen nicht nur laut Tabelle ein Topteam. Ihr Spiel weist einige Merkmale auf, die für den 1. FC Kaiserslautern zum Problem werden könnten.

Wieder besser als erwartet: Vergangene Saison verpassten die Lilien nur knapp den Aufstieg, obwohl sie zuvor bestenfalls "zum erweiterten Favoritenkreis" gerechnet worden waren. In diesem Sommer gingen Leistungsträger wie Luca Pfeiffer und Tim Skarke, woraufhin die sogenannten Experten die Jungs von Trainer Torsten Lieberknecht abermals eher unter "ferner liefen" erwarteten. Fakt ist jedoch: Nach sieben Spieltagen rangiert Darmstadt mit 14 Zählern auf Platz vier, zwei Punkte hinter Spitzenreiter Paderborn. Vergeigt wurde lediglich der Saisonauftakt mit einem 0:2 in Regensburg. Danach folgten vier Siege. Zuletzt gab es zuhause zwei Unentschieden, die ärgerlicher nicht hätten laufen können: Beim 2:2 gegen Heidenheim gingen die Hessen zwei Mal in Führung und kassierten den zweiten Ausgleich in der 82. Minute. Beim 1:1 gegen Bundesliga-Absteiger Bielefeld fiel der Ausgleich in der vierten Minute der Nachspielzeit, und das, obwohl die Gäste nach einer Verletzung von Fabian Klos die letzten Minuten mit einem Mann weniger auf dem Platz standen.

Die Neuen müssen warten: Für ihre verlorenen Offensivkräfte sahen die Darmstädter kein Geld. Skarke ging ablösefrei, weil sein Vertrag auslief, Pfeiffer war vom FC Midtjylland lediglich ausgeliehen und kickt jetzt beim VfB Stuttgart. Die Nachfolge-Verpflichtungen Oscar Vilhelmsson und Magnus Warming kamen bislang nur als Einwechselspieler zum Einsatz, Vilhelmsson fehlte zuletzt verletzt. Im von Lieberknecht derzeit bevorzugten 3-4-1-2 bildet neben der erfahrenen Kante Philipp Tietz nun der schnelle Braydon Manu die Doppelspitze. Vergangene Spielzeit noch kam Manu vornehmlich auf den Flügeln zum Einsatz. Beide haben bereits drei Treffer auf dem Konto.

Der Spätstarter: In der Dreier-Abwehrkette stach zuletzt wieder Patric Pfeiffer heraus, der beim hitzigen 2:1-Auswärtssieg der Lilien beim Hamburger SV den Siegtreffer in der Schlussminute erzielte. Am ersten Spieltag war der 23-Jährige beim 0:2 in Regensburg vom Platz geflogen, danach war er gesperrt und einmal nominierte ihn Lieberknecht mal nicht in den Spieltagskader. Gegen Heidenheim und Bielefeld staubte der Deutsch-Ghanaer zuletzt aber wieder Bestnoten ab. Bereits in der "Kicker"-Winter-Rangliste 2021/22 war Pfeiffer als "herausragender" Innenverteidiger geführt worden. Und kurz vor Transferschluss stand er vor dem Sprung in die Bundesliga: Beim FC Augsburg wurde als Ersatz für den verletzten Felix Uduokhai gehandelt.

Die Sache mit den Eckbällen: Die Darmstädter provozieren die meisten Ecken in der Liga - pro Partie dürfen sie im Schnitt 6,48 Mal von der Fahne flanken. Gleichzeitig verursachen sie die wenigsten Eckbälle gegen sich - im Mittel nur 2,91 pro Spiel. In beiden dieser "Wyscout"-Rankings vorne zu stehen ist schon kurios, auch wenn erst sieben Partien gespielt sind. Die Lautrer stellen in diesen Statistiken lediglich Mittelmaß dar. 4,65 Ecken führen sie pro Spiel im Schnitt aus, 3,72 müssen sie abwehren.

Die Aktiven und die Passiven: Die Roten Teufel lassen ihre Gegner laut "Wyscout" im Durchschnitt 12,81 Pässe spielen, ehe sie den ersten Versuch einer Balleroberung unternehmen. Soviel Zeit lässt kein anderer Klub in der Zweiten Liga zu. Die Darmstädter genehmigen nur 8,52 Abspiele. Damit sind sie in dieser Disziplin Drittbester nach Karlsruhe und Kiel. Noch krasser sind die Unterschiede in der "Herausforderungsintensität". Da zählen die Analysten, wie viele Tacklings, Zweikämpfe et cetera ein Team innerhalb einer Minute gegnerischen Ballbesitzes unternimmt, um ans Leder zu kommen. Da bringen es die Lautrer im Durchschnitt auf gerade mal fünf Attacken innerhalb von 60 Sekunden, während die Lilien einen Wert von 7,2 erzielen. Womit Darmstadt dieses Ranking anführt, während der FCK das Schlusslicht bildet.

Kurze Unterbrechung: Trotz ihrer zurückhaltenden Spielweise unterbricht die Schuster-Elf öfter den Spielfluss ihrer Gegner als ihr Sonntagsgast. Im Schnitt 42,48 Mal pro Partie, womit sie nach den Regensburgern in dieser Kategorie die Zweitbesten ihrer Klasse ist. Darmstadt indes kommt nur auf 39,12 "Interceptions", die lediglich Mittelklasse darstellen. Was freilich die Frage aufwirft, um wie vieles besser die Lautrer dastünden, könnten sie nach Balleroberungen schneller und präziser "umschalten".

Fazit: Als extrem auf Dominanz ausgerichtete Mannschaft wird sich Darmstadt wohl nicht präsentieren. Mit durchschnittlich 54,7 Prozent Ballbesitz rangieren sie in dieser Wertung lediglich auf Rang 7 der Liga, während der FCK mit 37,8 Prozent in dieser nunmehr ebenfalls am Tabellenende steht, zumindest den "Wyscout"-Daten zufolge. Die Schuster-Jungen müssen sich jedoch darauf einstellen, dass ihre Gäste noch früher und noch zielgerichteter die Balleroberung suchen als zuletzt der SV Sandhausen. Da ist Ballsicherheit in der hinteren Reihe gefordert, denn wenn der berühmte "erste Pass" nicht stimmt, wird’s direkt gefährlich. Zudem gilt es der Versuchung, sich zu oft, zu früh und zu ungenau mit weiten Schlägen aus der Bedrohung zu befreien - und das eigene Spiel zu Gebolze ausarten zu lassen - zu widerstehen. Die Hannoveraner werden es nicht gerne lesen, die St. Paulianer wohl auch nicht, aber: So hoch wie vor dieser Partie hingen die Punkte für die Betze-Buben noch in keinem Heimspiel dieser Saison. Außer gegen Paderborn natürlich.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Vorab-Diskussion FCK-SVD | Wiedersehen mit der alten Liebe (Der Betze brennt)

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