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Gegner-Check: Das Kleeblatt schwächelt im Strafraum

Gegner-Check: Das Kleeblatt schwächelt im Strafraum

Foto: Imago Images

Die SpVgg Fürth wartet als Bundesliga-Absteiger noch auf ihren ersten Saisonsieg. Jetzt kommt der 1. FC Kaiserslautern, der sich schon oft als Aufbaugegner für solche Teams präsentiert hat. Diesmal aber könnte es anders laufen.

Die stolzen Absteiger: Nach 34 Erstligaspielen Tabellenletzter mit nur 18 Punkten - und dennoch ist Fürth im Sommer erhobenen Hauptes ins Unterhaus zurückgekehrt. Im Grunde von vorneherein chancenlos, weil wirtschaftlich kaum wettbewerbsfähig, dazu schon nach dem Aufstieg um drei Leistungsträger beraubt, blieben sich die Franken während der Saison treu, wehrten sich eben so gut es ging und sparten sich sogar die "letzte Patrone" der Trainerentlassung. Jetzt baut der bekennende Ausbildungsverein abermals neu auf, nachdem die finanzstärkere Konkurrenz den Kader nach dem Abstieg erneut ausweidete. Für Jamie Leweling gab’s wenigstens ein bisschen Kohle von Union Berlin, viele andere Stammkräfte wie Maximilian Bauer, Harvard Nielsen, Paul Seguin oder Nick Viergever gingen ablösefrei, zuletzt krallte sich der FC St. Pauli Keeper Sascha Burchert. Der Neustart verlief, wenig überraschend, unrund: Noch kein Sieg in der Liga, im DFB-Pokal das schmerzhafte Aus gegen einen Oberligisten, die Stuttgarter Kickers.

Talente statt teure Transfers: Linksverteidiger Luca Itter vom SC Freiburg ist der einzige einigermaßen bekannte externe Transfer, den sich das Kleeblatt im Sommer gönnte. Wie gehabt soll Nachwuchskickern Zeit zur Reife gegeben werden, um die entstandenen Lücken zu schließen. Rechtsverteidiger Simon Asta (21) entwickelt sich gut, auch die Mittelfeldspieler Timothy Tillman (23) und Tobias Raschl (22) machen Fortschritte. Im Sturm hat sich bislang die Frankfurter Leihgabe Ragnar Ache als stärkste Kraft profiliert. In Karlsruhe markierte der 24-Jährige vor zwei Wochen seinen ersten Treffer. Seit 2021 kickt auch der einstige FCK-Nachwuchsspieler Nils Seufert in Fürth, eine größere Rolle hat der mittlerweile 25-Jährige bislang aber noch nicht gespielt. Für den nach Hannover abgewanderten Aufstiegstrainer Stefan Leitl kam der Schweizer Marc Schneider, der beim FC Thun einst dem heutigen Union Berlin-Trainer Urs Fischer assistierte.

Die Wundertüte: Aber auch das ist irgendwie typisch für Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi. Als neue, erfahrene Leitfigur in der Defensive ist keiner vorgesehen, "der die Liga schon kennt", sondern der Tunesier Oussama Haddadi, der außer in seiner Heimat bislang nur in Frankreich, Saudi-Arabien und der Türkei gegen den Ball getreten hat. Der 30-Jährige zeigt sich durchaus entschlossen, Verantwortung zu übernehmen und hat in den ersten Partien bewiesen, dass er einen gepflegten ersten Pass aus der Abwehr spielen kann - allerdings nur mit dem linken Fuß. Den rechten benutzt er anscheinend nur, um nicht umzufallen. Das sollten Lauterns Offensivspieler im Hinterkopf haben, wenn sie ihn anlaufen. Mit Sebastian Griesbeck fiel der zweite erfahrene Innenverteidiger zuletzt verletzt aus und musste vom 19-jährigen Oliver Fobassam vertreten werden. Gegen Lautern sollte Griesbeck aber wieder fit sein.

Der Dreh- und Angelpunkt: Kapitän Branomir Hrgota zählt zu den wenigen erfahrenen Spielen, die dem Kleeblatt auch nach Aufstieg und Wiederabstieg treu geblieben sind - noch. Dass der 29-Jährige über genug Qualität für Liga eins verfügt, hat er nicht nur vergangene Saison gezeigt, als er 15 Scorerpunkte sammelte. Bei Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach war Hrgota ebenfalls schon aktiv. Zurzeit baggert der 1. FC Köln an ihm, der die angeblich festgeschriebenen 1,5 Millionen Euro Ablöse nach dem Verkauf von Stürmer Anthony Modeste nach Dortmund locker lächelnd bezahlen könnte. Entschieden ist aber noch nichts. Hrgota, den Schneider mal im Sturm, mal auf der Zehn aufbietet, stellt derweil munter weiter unter Beweis, wie fatal sein Abgang für sein aktuelles Team wäre. Er ist an nahezu allen Toraktionen der Fürther beteiligt, zwei Treffer und zwei Assists hat er selbst schon dem Konto.

Probleme im Zentrum: Sieben Gegentreffer hat das Kleeblatt bereits kassiert. Das ist kein Liga-Tiefstwert, fünf Klubs haben mehr reingelassen. Interessant ist aber, wie die Tore fielen: Düsseldorf traf zuletzt beim 2:2 zwei Mal mit dem Kopf, einmal nach einer Ecke, einmal nach einer Freistoßflanke. Da geht also was. Und: Die Fürther Hintermannschaft hat diese Saison schon drei Elfmeter verursacht.

Fazit: Ein Gegner, der nach einem Kaderumbruch noch zu keiner stabilen Ordnung gefunden hat, und der im eigenen Strafraum Probleme hat, Bälle sauber wegzuverteidigen. Der aber vor allem zum Saisonauftakt, beim 2:2 gegen Kiel, auch schon gezeigt hat, dass er durchaus in der Lage ist, sich jede Menge Chancen herauszuspielen - so man ihn denn ins Spiel kommen lässt. Der FCK sollte also nicht den Fehler machen, zu zurückhaltend zu Werke zu gehen. Wie oft in der Vergangenheit haben sich die Roten Teufel schon als idealer Aufbaugegner für Gegner erwiesen, die noch nicht in die Spur gefunden hatten, bis die Lautrer kamen… Auch diese Zeiten dürfen gerne mal vorbei sein.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Vorab-Diskussion Fürth-FCK | Zu Gast beim Bundesliga-Absteiger (Der Betze brennt)

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