Allgemeine Fan-Themen und Fragen zu selbigen.

Beitragvon Nicoderon » 30.04.2024, 17:08


Für mich ein fantastischer Beitrag. Toll geschrieben und trifft meine persönliche Gefühlslage und Umgang mit den extremen Höhen und Tiefen in Social Media Kommentaren exakt. Vermutlich ist das ganze auch eine Sache der Persönlichkeit, aber ich bin wohl kein Mensch der Extreme. Danke für die schönen Zeilen und ab gehts in den Saisonendspurt!



Beitragvon Knubber » 30.04.2024, 17:17


Was soll ich sagen, wie immer sprechen mir deine markygen Worte aus der Seele. Klasse Beitrag, danke dafür!



Beitragvon Tibon » 30.04.2024, 21:20


Vielen, vielen Dank für diesen wunderschönen wie treffenden Beitrag. Danke Marky, dass Du unsere FCK-Seele so gut beschreibst.



Beitragvon Benny2106 » 30.04.2024, 22:38


Super Text hat
Mich echt mitgenommen. Ich bin auch für 9 Punkt habe fertig



Beitragvon Tobsi » 01.05.2024, 07:00


Hallo, passt jetzt nur 70% zum Thema, was ich aber trotzdem los werden möchte:
Was für mich ganz, ganz entscheidend ist, und was sich seit dem Turnaround von Marco Antwerpen seit Ewigkeiten mal wieder langsam entwickelte, dass wir bis zuletzt eine Mannschaft hatten.
Eine Mannschaft, wo ich jedem einzelnen Spieler vertraue, auch wenn es mal nicht so läuft! Wenn man sich im Spiel die Haare rauft, weil die Bälle nicht ankommen, der Schwung fehlt, die Beine aus welchen Gründen auch immer schwer sind. Scheissegal, ich kam dann nie auf den Gedanken, an dem Spieler zu zweifeln, einfach weil ich ihn kenne und ihm vertraue!
Ich komme dann in keiner Sekunde auf den Gedanken dieses Vertrauen zu hinterfragen.
Das passiert aber nur, wenn die einzelnen Spieler mal länger im Verein sind, Verträge verlängert werden, man die Namen kennt, die Gesichter, die Typen dahinter, wenn man gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen ist. Ein Krausi, ein Ritter, ein Tomiak, ein Schad, ein Hanslik, ein Puchacz, ein Jule, ein Zucki. Ich könnte jetzt quasi alle Spieler der letzten drei Jahre aufzählen. Das fühlt sich dann auch so wie früher an, wenn man die altvertrauten Spielernamen der vergangenen Tage aufzählt. Die Ronnis, die Gerrys, die Duseks, die den FCK wie wir alle für immer Herz tragen.

Und dieses, nein nicht zarte Pflänzlein, sondern im Grunde starkes Gewächs, wurde versucht im letzten Jahr rauszureissen, abzuschneiden, niederzutramplen, mit aller Gewalt. Und dafür können die vielen neuen Spieler so überhaupt nix dafür. Aber diese angeblichen Liste mit Streichkandidaten, die Winterabgänge usw. ist für diese eben beschriebene Gefühl der Fans Gift und für das Team wie man erleben konnte ebenso. Von den vielen Trainerwechseln ganz zu schweigen. Die taktische Ausrichtung spielt dabei auch so gar keine Rolle.

Ich hoffe einfach, dass wir aus dieser Saison mit einem blauen Auge davon kommen, und die Verantwortlichen daraus lernen.



Beitragvon Marky » 02.05.2024, 08:05


Herzlichen Dank euch für die guten Rezensionen :wink:

Die lose Zeichenvorgabe "ungefähr 1.900 Zeichen", die ich mir selbst stelle, habe ich dieses Mal allerdings gesprengt. Ich musste bei dem wichtigen Thema ein wenig ausholen.

Wenn ihr Kritik, Lob oder auch Themenvorschläge für ein Kolumnenthema habt, schreibt es hier bitte rein oder auch per PN.

Mission 42 Punkte :teufel2:
"Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden." (Nick Hornby, "Fever Pitch") #Unzerstörbar



Beitragvon Marky » 06.05.2024, 19:54


Bild

1900 Zeichen
Captain Kenny und Hero Hanslik


Der 1. FC Kaiserslautern hat am Samstagabend den Betze zum Brennen gebracht. DBB-Autor Marky über alte Helden in neuen Zeiten und einen Verein, der zu sich selbst findet.

Horst Schömbs macht den Job schon 30 Jahre. Aber am Samstagabend kam er beim Vorlesen der Startaufstellung des 1. FC Kaiserslautern dann doch einmal ins Stocken. Und mit ihm der Großteil des Stadions. Denn es ging um den Kapitän dieses Spiels. Nicht Jean Zimmer oder Marlon Ritter, wie zuvor, auch nicht Boris Tomiak. Sondern Kenny Redondo.

Meine erste Reaktion im Block war: "Was? Wer ist heute Captain? Redondo? Gibt's nicht". Und das war alles andere als abschätzig gemeint. Denn ich habe mich schon länger in meinem FCK-Freundeskreis als Fan des Deutsch-Spaniers geoutet. Sein Sprint und sein erfolgreicher Abschluss in der Drittliga-Saison im Ludwigspark haben mich angefacht. Seitdem er mit der Pike, wieder gegen Saarbrücken, vor der Westkurve zum 3:1 getroffen hat, bin ich Feuer und Flamme. Und dann gibt es noch zwei Tore, die für mich "insane" sind: Ein Kopfball in diesem unvergleichlichen Betze-Comeback-Spiel gegen Darmstadt 98 zum 1:2 und zur Krönung ein Flugkopfball nach Ritter-Flanke zum zwischenzeitlichen 3:2 nach gnadenlos geilem Spielzug.

Kenny ist der Mann für die Eskalation. Und immer wieder denke ich dann: "Was? Was zur Hölle war das denn gerade?"

Bei meinen FCK-Kumpels stand ich lange mit meiner Meinung über den Prinzen (nicht Ragnar) alleine da. "Der Redondo kann nur schnell rennen. Wie der Roadrunner", schallt es mir dann entgegen. Seine Kritiker sagen auch, dass ihm die Konstanz fehle und er deswegen immer wieder zwischen Ersatzbank und Startelf pendele. Und doch getraut sich dieser 1,80 große Mann immer wieder Sachen, die eigentlich nicht zu seinen Stärken gehören. Wie die Kopfbälle gegen Darmstadt. Und das, obwohl er jetzt nicht mit ausgeprägtem Selbstwertgefühl daherkommt. Er sei eher ein vorsichtiger, sensibler Typ, sagte Redondo einmal in einem Podcast des SWR. Ich habe in diesem Zusammenhang neulich diese wunderbar passenden Sätze gelesen (in einem Tagebuch für Kinder von Dominik Spenst): "Was ist eigentlich Mut? Wenn du etwas tust, das du für richtig und wichtig hältst, obwohl du Angst davor hast." Und: "Mut ist nicht, keine Angst zu haben, sondern es trotz der Angst zu tun."

Wegen dieser Eigenschaften ist Kenny mein Lieblingsspieler.

Berüchtigt ist Redondo auch wegen seines Spiderman-Jubels. Er macht ihn für seinen ältesten Sohn, der ein großer Fan der Reihe ist. "Superhelden sind stark, sie haben aber auch ihre Schwächen. Das macht ihnen jedoch gar nichts aus. Warum? Weil sie wissen, dass jede Schwäche in eine Stärke umgewandelt werden kann." (Quelle: das oben erwähnte Tagebuch)

Redondo war auch schon da, als der FCK gerade so den Sturz in die Regionalliga verhindern konnte. Diese Zeit habe ihm gezeigt, was man mit Willen und Mentalität alles erreichen kann, nicht nur im Fußball, sagte er in einem Gespräch mit der "Rheinpfalz".

Vor der Saison wurde Redondo in den Mannschaftsrat gewählt. Er hatte es dem Team so vorgeschlagen, dass er darauf Bock hätte und gerne für die Mannschaft sprechen möchte. Es sei keine leichte Aufgabe, aber eine wichtige.

2020 kam der gebürtige Münchner von der SpVgg Fürth auf den Betze. Am 4. Mai 2024 führte er die Roten Teufel gegen Magdeburg nun als Kapitän aufs Feld. Als Redondo in der 64. Minute ausgewechselt wurde, stand er sehr nahe an der Südtribüne und ging dort vom Feld. Stefan Kersthold fragte den Torschützen des 3:0 im SWR später augenzwinkernd, ob er die lange Runde gewählt habe, um sich feiern zu lassen. Redondo antwortete fast genervt: "Was heißt feiern ...". Er habe den Fans etwas zurückgeben wollen.

Die Südtribüne stand geschlossen auf. Redondo bedankte sich für die Wertschätzung, guckte fast scheu hoch in die Ränge, klatschte und schaute dann wieder nach unten. Ich stellte mir schon vor, wie ihn die rund 15.000 auf unserer gigantischen Stehplatz-Tribüne mit Sprechchören feiern würden. Doch Vorsänger Justin und Co. verpassten den Moment und stimmten ein anderes Feier-Lied an. Womöglich, weil es sich hinter ihrem Rücken abspielte. Und irgendwie hat es auch gepasst. Weil Redondo eben kein Star ist und auch keiner sein will. Beklatscht wurde er im Westen trotzdem tausendfach - und auch die Nordtribüne erhob sich.

Einer, der das Rampenlicht scheut, ist auch Daniel Hanslik. Der FCK-Stürmer sagte im Nachgang des 4:1-Sieges, dass man manchmal auch durch Leidenschaft und Wille spielstarke Mannschaften niederringen müsse. Er hob explizit die Laufarbeit von Kaloc und Raschl und Redondo hervor. Letzterer sei 70 Minuten wie ein Irrer angelaufen - vergleicht hierzu bitte die Heatmap in Eric Scherers vorzüglicher DBB-Analyse (https://www.der-betze-brennt.de/artikel/3747-im-blickpunkt-die-dbb-analyse-der-triumph-der-besten-elf.php). Demnach veranstaltete Redondo seine "Hetzjagden" fast überall auf dem Platz.

Hanslik selbst konnte zwei Tore beisteuern. "Man sieht ab und zu, dass ich doch noch ein wenig Torinstinkt habe", sagte der sympathische 27-Jährige, der in der Hinrunde eher als Blocker im Mittelfeld eingesetzt wurde, in gewohnter Bescheidenheit. Dabei konnte Hanslik schon überlebenswichtige Tore für den FCK erzielen: zum Beispiel 2021 im Abstiegskampf und ein Jahr drauf das 1:0 im Aufstiegsendspiel in Dresden.

In der Pressekonferenz vor dem Spiel hob FCK-Trainer Friedhelm Funkel Bemerkenswertes hervor: "Redondo, Hanslik, Zolinski - die haben FCK-Blut in ihren Adern, sie geben alles für diesen Verein! Filip Kaloc ist genauso. Das ist ein typischer Betze-Spieler. Du brauchst hier Spieler, die den Betze-Mythos leben, so wie früher Werner Melzer, der jetzt 70 wurde, oder 'Wolle' Wolf!"

Und ein wenig schien es so, als ob Funkel uns da allen ins Gewissen reden würde.

In einer Saison, in der sich der ganze Verein, Manager, Trainer, Mannschaft, Fans, auf einer Art Selbstfindungs-Trip befindet, Antworten auf diese Fragen sucht: Was wollen wir und wer oder was wollen wir sein?

Quelle: Der Betze brennt / Autor: Marc Bartl

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Zuletzt geändert von Marky am 07.05.2024, 15:19, insgesamt 1-mal geändert.
"Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden." (Nick Hornby, "Fever Pitch") #Unzerstörbar



Beitragvon Olaf4ever » 06.05.2024, 20:55


Schön geschrieben der Kommentar. Es freut mich sehr, dass Kenny Prince Redondo solch eine Wertschätzung erfährt. Er, Hansi und Zolinski haben gezeigt das Ihnen der FCK am Herzen liegt. Das sind Jungs die haben ihre Schwächen aber deren größte Stärke ist Charakter, Loyalität und der Wille. Solche Leute gehören zum Betze sie haben das Betze-Gen. Ich hoffe man hat die Lehren gezogen, lieber bodenständiger und ehrlicher Fußball als das austauschbare Industriegespiele. Mal schauen ab welchem Spieltag sie nächste Saison wieder zerrissen werden und mehr Qualität gefordert wird. Ich bleibe demütig und freue mich auf emotionalen Kampffussball nächste Saison. Langsam und gesund wachsen und das Wichtigste den Charakter unseres Vereins bewahren.



Beitragvon morlautern1971 » 06.05.2024, 21:58


... und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen.

Die ultimative Hymne für diese Saison des FCK - für die bisherige, aber hoffentlich auch noch für die restliche:

TWO PRINCES :teufel2:

Passenderweise aus dem Meisterjahr 1991.

https://www.youtube.com/watch?v=zQ6rPa-BjAY

"JUST GO AHEAD, NOW!!!"
"Fritz, Ihr Wetter." - "Chef, ich hab nix dagegen." (Bern, 4.Juli 1954)



Beitragvon Wil Hegermeister » 06.05.2024, 22:43


Natürlich redet Funkel uns da ins Gewissen. Er hämmert es geradezu mit aller Wucht und spitzem Meisel ins Kalkstein-Stammbuch des Betzenbergs.

Dieser Verein hat sich immer über die Laufbereitschaft und Zweikampfwillen definiert. Dazwischen gab es immer die Spieler wie Co Prins oder Wuttke. Aber selbst ein Ratinho hat auf dem Betze die Grätsche ausgepackt.

Das war das, was Antwerpen uns am Abgrund stehend zurück gegeben hat. Nach all den Korkhuts, Schommers, Saibenes - was Notzon nie verstanden hat. Gute Spieler, gute Fussballer sind nicht nur am Ball stark - gerade das Spiel ohne Ball wird oft unterschätzt. Wunderlich (mehr) und Klingenburg (weniger) waren auch am Ball gut, aber viel wichtiger war das, was sie unserem Spiel ohne Ball gegeben haben.

Schuster hat das zunächst gegen großes Unverständnis im Umfeld aber erfolgreich umgesetzt. Mit den Zolinkis, Hansliks, Kraus, Redondo - nur mit Klement statt Wunderlich hat er sich verzockt beim nächsten Schritt. Aber taktisch war das trotzdem erstklassig. Gegner mit Arbeitern zermürben und dann mit den schnellen Jokern das Spiel gewinnen.

Was in Grammozis vorging, ... ausgerechnet Grammozis, selbst Prototyp Betzespieler.

Der weise Funkel musste es uns vor Augen führen: :pyro: Betzespieler :pyro: .
Don Hengen, bitte übernehmen Sie!


edit: jetzt muss auch der Betze wieder Betze werden: Wild und wütend. Kein Singsang mehr, der Teil des Problems Verwaltungsfussball ist. Wo es verpasst wird, Captain Kenny und Hero Hanslik zu huldigen, sondern Lied 8.1 Gesangbuch für Knaben geträllert wird. :nachdenklich:
Wir denken nur noch von Grätsche zu Grätsche!



Beitragvon diago » 07.05.2024, 08:56


Man muss aber auch mal sagen, dass Zolinski zurecht lange Zeit außen vor war. Wer 2x abseits vom Ball völlig unnötig den Gegner umtritt und somit bei engem Rückstand den eigenen Angriff unterbindet, der spielt dann auch zurecht nicht. Hanslik muss in der richtigen Mannschaft auf der richtigen Position eingesetzt werden. In einem 4-2-3-1 als Stoßstürmer und Zielspieler ist er der Falsche. Schuster hat es oft gut hinbekommen ihn einzubauen, Funkel mittlerweile auch, Grammozis nicht.



Beitragvon morlautern1971 » 07.05.2024, 10:01


Wil Hegermeister hat geschrieben:Kein Singsang mehr, der Teil des Problems Verwaltungsfussball ist.


Dem Satz kann ich mich gefühlt voll anschließen.

Das ist ein schwieriges, heikles Thema, finde ich. Weil die, die sich da die Seele aus dem Leib singen, geben ja tatsächlich alles. Für den FCK. Alles für den Verein. Überhaupt keine Frage. Aber in der Wirkung, auf das Geschehen auf dem Platz, kann das, scheint mir, leider immer wieder einschläfernd sein.

Jedenfalls ist das auch mein persönlicher Eindruck. Ich bilde mir ein, dass nicht wenige Spiele, gerade auch nach eigener Führung, die ja auch Kräfte freisetzt und Lust macht, zu singen, dann im Zuge dieses "Singsangs" zunehmend eingeschlafen - und irgendwann gegen uns gekippt - sind.

Auch, weil es ein bisschen die Dynamik aus der Atmosphäre des Spiels nimmt, wenn da so ein immer gleicher, schön harmonischer Klangteppich drüber gelegt wird. Das gibt es ja in der Musik und in der Tontechnik, z.B. beim Film auch, da gibt es Programme, die ganz gezielt alle extremen Ausschläge im Ton, extreme Höhen und Tiefen, extreme Lautstärke und Stille, runter bzw. hoch regeln, immer zur Mitte hin, damit das Ergebnis "runder" und gefälliger, auch irgendwie professioneller klingt. Aber das geht eben leider auf Kosten der Dynamik. In der Tontechnik wie auf dem Platz.

Ich hatte in der zuende gehenden Saison nicht nur einmal das Gefühl, dass erst die Führung des FCK fällt, dann der "Singsang" auf den gut gelaunten Rängen einsetzt - und sich so eine gewisse "Lalalalala, alles ist gut, lalalala, wir haben es im Griff..." Stimmung breit macht - und dann schläft irgendwann das Spiel auf dem Platz ein, jedenfalls das des FCK - und am Ende kippt das verdammte Spiel.

Das ist nicht als Schuldzuweisung gedacht. Wäre ja noch schöner. Siehe oben.

Die Frage ist nur: Hilft das, was da mit so viel Inbrunst daher kommt und so gut gemeint ist, der Mannschaft und unserem Spiel eigentlich - in genau dieser Form? Oder schadet es gar?

Grundsätzlich sollte, denke ich, auf dem Berg, anders, als im wahren Leben, schon gelten: Wer schreit, hat Recht!
Mein Kumpel Hansi nennt es gerne den "spielbezogenen Support". Also die Beobachtung des Geschehens auf dem Platz und dann sofortiges, lautstarkes Eingreifen bzw. "Anteilnehmen". Das ist oder war es wohl auch, was den Betzenberg in den großen Jahrzehnten des FCK so uneinnehmbar gemacht und ausgemacht hat und was tatsächlich nirgends im ganzen Land dermaßen wirkungsvoll und leidenschaftlich zu bestaunen und für den Gegner auszuhalten oder irgendwann eben nicht mehr auszuhalten war, wie genau dort.

Vielleicht kann man dorthin ja ein Stück weit zurückkehren. Auch heute. Gemeinsam.

Vielleicht würde es dabei helfen, auf das Anstimmen des einen oder anderen, eigentlich ja netten Singsangs, gerade in kritischen Situationen, aber auch nach einer 1-0 Führung des FCK, mal ganz gezielt zu verzichten - und so auch denjenigen, die das Talent haben, im richtigen Moment das Richtige zu schreien oder zu rufen, aus der Situation und der spontanen Emotion heraus, die Chance geben, damit dann auch gehört zu werden. Um so den Funken auch im Rest des Blocks und kurz darauf im ganzen Stadion überspringen zu lassen. Und was dann passieren kann, wissen, kennen und lieben wir alle. Betze pur.

Und vielleicht sollte man, nach dem Ende der Saison, mal eine kleine Umfrage unter unseren Spielern machen, mehr oder weniger anonym, aber schon systematisch und im Ergebnis transparent, intern, zumindest, welche Art von Unterstützung dem einzelnen Spieler subjektiv eigentlich hilft, was er ganz persönlich immer wieder als anspornend und ihm Kraft gebend wahrnimmt - und was vielleicht gar nicht so furchtbar hilfreich ist oder schlicht nicht wirklich ankommt. Auf dem Rasen. Die Jungs können es ja am besten beurteilen.

Aber wie gesagt: nach der Saison 8-)

Jetzt erst mal geschlossen, sei es ohne oder meinetwegen auch mit Singsang, die Alte Dame im Olympiastadion platt machen. Zum zweiten Mal, in dieser verrückten Saison.

Und dann sehen, singen und schreien wir weiter :teufel2:
"Fritz, Ihr Wetter." - "Chef, ich hab nix dagegen." (Bern, 4.Juli 1954)



Beitragvon Wil Hegermeister » 07.05.2024, 10:19


morlautern1971 hat geschrieben:Das ist ein schwieriges, heikles Thema, finde ich. Weil die, die sich da die Seele aus dem Leib singen, geben ja tatsächlich alles. Für den FCK. Alles für den Verein. Überhaupt keine Frage.


Danke, du sprichst es im richtigen Ton an. Ich war da bissi emotionalisiert.
Du hast nen super Punkt, da auch über den Tellerrand des Stadions zu kucken

morlautern1971 hat geschrieben:Das gibt es ja in der Musik und in der Tontechnik, z.B. beim Film auch, da gibt es Programme, die ganz gezielt alle extremen Ausschläge im Ton, extreme Höhen und Tiefen, extreme Lautstärke und Stille, runter bzw. hoch regeln, immer zur Mitte hin, damit das Ergebnis "runder" und gefälliger, auch irgendwie professioneller klingt. Aber das geht eben leider auf Kosten der Dynamik. In der Tontechnik wie auf dem Platz.


Der Antrieb, bzw. der Funke, der entstehen soll durch den Support von draußen, braucht die Höhen. Den plötzlichen Cut, den Kick. Wir kommen also von der Soundtechnik zum emotionalisierten, "geisteskranken", wie manch Spieler die Magie nennt, Aufputschen. Das ist aber keine Magie, das ist erklärbare Bio-Chemie: Adrenalin.
Das muss frei gesetzt werden, das schärft die Sinne und gibt physische Reserven frei.

Ein schöner aber monotoner Klangteppich ist das Gegenteil. Der zeigt den Spielern, dass sie nicht alleine sind, dass wir uns freuen, dass wir feiern.
Es hilft auch, das ein oder andere Gemurre zu übertönen.
Aber es ist halt keine ANFEUERUNG. Es ist auch nichts Besonderes. Das muss man sich dann halt mal bewusst machen
Wir denken nur noch von Grätsche zu Grätsche!



Beitragvon Vivapalatia » 07.05.2024, 12:23


Dem kann ich mich nur anschließen.
Das Zauberwort ist schon gefallen: Situationsbezogen!
Aber wie auch schon gesagt, will niemand den Ultras in Abrede stellen, dass sie nicht alles geben und das Beste wollen.

Wir saßen (eigentlich standen :wink:) am Samstag in der Ost, Block 21.3.
Die Stimmung war grandios und es wurden auch mehrfach aus der Ecke Süd/Ost Schlachtgesänge angestimmt (Hier regiert der FCK z.B.) die dann brachial von der ganzen Süd/Ost (glaube sogar dann auch von der West) übernommen wurde.

Warum nicht öfters so?



Beitragvon fuxx1980 » 07.05.2024, 13:18


Was wollen wir und wer oder was wollen wir sein?

Für mich gibt es da zwei Antworten:

1.) Ich will keinen Hosenscheißer-Fußball.

2.) Ich will guten Fußball. Magath hat letzte Woche im FAZ-Interview gesagt, was für ihn guter Fußball ist:
„Leverkusen und Stuttgart sind für mich die Vereine, die den besten Fußball spielen. Nämlich nach vorne orientiert. Nicht, wie das oft so gehypt wird, mit dem ballhaltenden Spiel. Über diese Sichtweise kann ich mich nur wundern. Denn es gibt kein Spiel auf der Welt, wo Ballbesitz an sich erstrebenswert ist.“



Beitragvon fuxx1980 » 07.05.2024, 13:30


Das 2:0 war einfach nur gigantisch.
Redondo setzt nach spielt den perfekten Pass in den Lauf und Puchacz rennt einfach an allen vorbei und flankt in die Mitte.
Puchacz/ Zolinski revival von Buck/Wagner.
Dazu noch Hanslik und Redondo und Kaloc und Ritter.
Besseres Mittelfeld kann ich mir nicht vorstellen.




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