Interview mit FCK-Co-Trainer Frank Döpper

"Die Truppe zieht extrem gut mit, hier entsteht etwas"

"Die Truppe zieht extrem gut mit, hier entsteht etwas"

Foto: Eibner-Pressefoto/Alexander Neis

24/7 im Dienste der Roten Teufel: Der 1. FC Kaiserslautern absolviert zurzeit sein Trainings­lager in Mals/Südtirol. Wir haben die Pause zwischen zwei Einheiten genutzt und Co-Trainer Frank Döpper zu einem kurzen Interview getroffen.

Der Betze brennt: Frank Döpper, seit letzter Woche ist absehbar, dass zu Beginn der neuen Spielzeit wieder mit Zuschauern gespielt werden darf. Wie groß ist die Vorfreude auf die neue Saison, auch vor dem Hintergrund, dass Sie und Cheftrainer Marco Antwerpen die Stimmung im Fritz-Walter-Stadion ja noch nie erlebt haben?

Frank Döpper (49): Die Vorfreude auf die neue Saison ist natürlich groß. Wir haben relativ früh mit der Vorbereitung begonnen und meiner Meinung nach auch sehr gute Verpflichtungen tätigen können, wobei auch Spieler dabei sind, die wir aus der vergangenen Saison schon kannten und glücklicherweise weiter für uns gewinnen konnten. Die Truppe zieht extrem gut mit und da entsteht gerade was. Das merkt man als Trainer oder Co-Trainer. Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist gut und wächst stetig weiter. Wir arbeiten auf den ersten Spieltag hin und da haben wir mit Eintracht Braunschweig gleich einen starken Gegner. Was die Zuschauer-Thematik betrifft, darüber habe ich mit Marco schon oft geredet, was das für ein geiles Gefühl sein muss, diese Atmosphäre auf dem Betzenberg aufzusaugen. Am Ende der vergangenen Saison haben uns die Fans vor den Spielen immer empfangen oder von draußen unterstützt. Das ist schon eine Wucht und darauf freuen wir uns riesig.

Der Betze brennt: Aufgrund der Transfers von Jean Zimmer, Felix Götze, Daniel Hanslik oder Mike Wunderlich entsteht auch bei den Fans schon wieder eine gewisse Euphorie und ziemliche Vorfreude auf die neue Saison. Wie verfolgen Sie das?

Döpper: Es ist doch schön, dass viele Fans nach diesen Transfers sagen, dass das eine gute Mannschaft ist. Das zeigt Vertrauen in unsere Arbeit. Ich denke aber, dass wir gut daran tun, erstmal demütig zu sein. Wir sollten den Jungs auch diese Bürde nicht geben und sagen: Jetzt haben wir super Verpflichtungen gemacht und hier kommt der große FCK und räumt nächste Saison alles weg. Ich sage ganz klar: Davon müssen wir wegkommen. Wichtig ist, dass hier was zwischen Fans und Mannschaft zusammenwächst. Aber dem muss man auch Zeit geben. Dann werden wir sehen, wo der Weg hingeht. Ich weiß aber auch, wie schnell es im Fußball gehen kann. Erst himmelhochjauchzend und kurze Zeit später ist dann wieder alles schlecht, wenn du mal verlierst oder nur einen Punkt holst. Ja, wir haben Qualität im Kader, aber das garantiert nie, dass vom ersten Spieltag an alles läuft wie Du es Dir wünschst.

"Ich verlange, dass man samstags auf dem Platz alles rausknallt, was geht"


Co-Trainer Frank Döpper (l.) mit Athletik-Trainer Oliver Schäfer im FCK-Trainingslager in Südtirol; Foto: Daniel Krämer

Der Betze brennt: Die von Ihnen angesprochene Demut resultiert sicher auch aus der letzten Saison. Nach der 0:1-Niederlage in Magdeburg am 21. März standen Sie mit heiserer Stimme vor den Mikrofonen (Marco Antwerpen war in diesem Spiel gesperrt, Anm. d. Red) und hatten wenig Erklärungen für die damals gezeigte Leistung. Haben Sie nach diesem Spiel noch an den Klassenerhalt geglaubt?

Döpper: Ja, habe ich. Ich bin da schon ein kleiner Verrückter. Für mich ist immer entscheidend, was wir der Mannschaft geben, was wir über die Woche trainieren und was uns das Team dann zurückgibt. Ich verlange, dass man samstags auf dem Platz alles rausknallt, was geht. Ich hatte aber manchmal den Eindruck, dass einige Spieler in manchen Spielen nicht alles gegeben haben. Marco und ich haben einen Leitsatz: Wenn sie nicht im Spiel laufen, dann laufen sie im Training. Nach dem Spiel in Magdeburg habe ich im Bus gesagt: Das war ein Niederschlag, aber wir schaffen es trotzdem. Wir müssen es vorleben und Marco und ich haben wirklich immer daran geglaubt, dass wir die Klasse noch halten. Ich habe dann mit Jean Zimmer gesprochen, der Tränen in den Augen hatte. Wir waren uns einig, dass wir es packen, aber ich habe zu ihm gesagt: Ihr müsst es auch machen! Und ihr müsst es wollen! Die Jungs haben dann ja auch extrem gut mitgezogen, denn die Woche nach Magdeburg war für sie wirklich nicht witzig. In Kaiserslautern müssen alle Vollgas geben, dann funktioniert es. Das ist meine Philosophie.

Der Betze brennt: Apropos Jean Zimmer: Sie haben ihm den Spitznamen "Schängemann" verpasst. Wie kam es dazu?

Döpper: Bei uns in Köln sagt man zu Menschen mit dem Vornamen Jean "Schäng". So nannten wir zu meiner Zeit in Köln Jean Löring (jahrzehntelanger Präsident von Fortuna Köln, Anm. d. Red.), der ja leider verstorben ist. Als wir im Februar nach Kaiserslautern gekommen sind, war Jean ja schon da und ich habe ihn am Anfang immer "Zimmi" genannt. Er ist dann nach dem dritten Training zu mir gekommen und sagte, dass er mir die Waden kaputttreten würde, wenn ich ihn noch einmal so nenne (lacht). Ich habe dann gefragt, wie ich ihn denn rufen solle, dann sagte er "Schäng". Ich habe für viele Spieler Spitznamen und jetzt heißt er bei mir manchmal auch einfach "Schängemann".

Der Betze brennt: Kommen wir doch am Ende nochmal kurz zum Thema Philosophie zurück. Man merkt, dass ihr Verhältnis zu Marco Antwerpen extrem gut ist. Geben Sie uns doch mal einen kleinen Einblick in die tägliche Zusammenarbeit.

Döpper: Marco und ich kennen uns schon 22 Jahre. Wir sind super befreundet, aber arbeiten jetzt das erste Mal zusammen. So ist das halt im Fußballgeschäft. Wir haben bei Fortuna Köln und bei Preußen Münster zusammengespielt und hatten auch immer Kontakt. Bei uns gibt es sowas wie ein blindes Verständnis. Wir tauschen uns natürlich aus und diskutieren, aber sprechen dabei immer auf Augenhöhe. Marco denkt in vielen Punkten genauso wie ich. Er lässt mir Freiheiten und vertraut mir einfach. Das merkt auch eine Mannschaft. Marco und ich ergänzen uns sehr gut. Außer vielleicht mit Michael Boris, mit dem ich lange zusammengearbeitet habe, habe noch nie so einen Spaß gehabt, eine Mannschaft zu trainieren, wie mit Marco. Das habe ich ihm auch schon unter vier Augen gesagt.

Der Betze brennt: Vielen Dank für das Gespräch - und natürlich viel Erfolg für den Saisonstart!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis

Weitere Links zum Thema:

- Interview mit Marco Antwerpen, Teil 1: "Wer positiv denkt, kann viel mehr erreichen"
- Interview mit Marco Antwerpen, Teil 2: "Es reicht nicht, nur qualitativ gute Spieler zu haben"

Kommentare 29 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken