Interview mit Aufsichtsratskandidat Dr. Markus Merk

"Der Puls des FCK schlägt weit über die Pfalz hinaus"

"Der Puls des FCK schlägt weit über die Pfalz hinaus"


Am Sonntag wird beim 1. FC Kaiserslautern gewählt! Zum Abschluss unserer Interviewserie geben wir nochmals dem wohl prominentesten Aufsichtsratsbewerber das Wort: Was müssen die FCK-Mitglieder noch zu Ihrer Kandidatur wissen, Herr Merk?

Der Betze brennt: Markus Merk, ist der 1. FC Kaiserslautern überhaupt noch zu retten?

Dr. Markus Merk (57): Es wäre doch fatal, wenn wir daran nicht mehr glauben würden, dann wäre ja unser kompletter Einsatz sinnlos. Ich glaube daran, dank der immer noch großen Energie unseres Vereins, unserer Fans und Mitglieder. Der Puls für den FCK schlägt weit über die Pfalz hinaus. Dafür lohnt es sich zu kämpfen. Aber konkrete, verlässliche Aussagen lassen sich erst nach intensiver Analyse der Situation nach dem 01. Dezember treffen. Erstmal müssen wir auch und gerade in dieser Situation unseres Vereins an uns und die gemeinsame Zukunft glauben, brauchen Ruhe und Vertrauen!

Aber: Es ist die schwierigste Phase in unserer 119-jährigen Vereinsgeschichte, die Veränderungen mit sich bringen wird und muss.

Der Betze brennt: Jeder FCK-Fan kennt Markus Merk, dennoch möchten wir Sie um ein paar persönliche Worte bitten: Was muss man beruflich und privat von Ihnen wissen? Und können Sie auch für Nicht-Insider nochmal ihren speziellen Bezug zum FCK beschreiben?

Merk: Mein Leben ist geprägt von großen Herausforderungen, die ich beruflich und privat immer gesucht habe oder die sich dann auch mal stellen, wie in diesem Augenblick. Es ist ja immer wieder spannend, in welcher Schublade man steckt: Zahnarzt, Schiedsrichter, der Prophet tut sich im eigenen Lande schwer. Meine berufliche Arbeit ist heute geprägt von Vorträgen, Key-Notes bei Kongressen zu Themen rund um Entscheidungen, Führung und Werte, operativ arbeite ich an der Veränderung und Restrukturierung von Unternehmen. Zu erwähnen sind sicher auch die Tätigkeiten als Kommentator bei "Sky" (2011 bis 2019; Anm. d. Red.) und für den türkischen Sender "LigTV" mit 355 Sendungen (2010 bis 2014; Anm. d. Red.).

Natürlich nimmt auch die soziale Arbeit in meinem Leben einen großen Bereich ein: Die Arbeit in Stiftungen - unter anderem als Botschafter der Fritz-Walter-Stiftung und der Horst-Eckel-Stiftung - sowie der Aufbau meiner eigenen Stiftung und unseres Vereins der Indienhilfe Kaiserslautern e.V. mit seinen eigenständigen Hilfsprojekten für Kinder. Zusammen mit meiner Frau Sabine suche ich außerdem die größten Herausforderungen im Ultra-Trail-Running. Wir wissen, wo das Ziel ist!

Und der FCK? Ich bin in diesen Verein quasi hineingeboren. Mein Vater Rudi, einer der letzten großen Ehrenamtler, hat mich mit zwei Stunden angemeldet, mein Elternhaus steht 300 Schritte hinter der Westtribüne. Bis zu meinem 14. Lebensjahr habe ich selbst gespielt, bin nebenbei als Leichtathlet für den FCK gestartet und habe 339 Bundesliga-Spiele für den Verein gepfiffen. Auf jeder der 50 DFB-Länderspiel-Medaillen steht "Verein: 1. FC Kaiserslautern". Geprägt haben mich sicher die Werte unserer 54er-Weltmeister. Bereits seit 2004 bin ich Ehrenmitglied und stolzer Träger der höchsten Auszeichnung des FCK, des Goldenen Ehrenrings.

"Ab dem 02. Dezember ist unsere 'mobile Eingreiftruppe' einsatzbereit"

Der Betze brennt: Aktuell steckt der FCK in der wohl größten Krise seiner Vereinsgeschichte, aber es bieten sich - bedingt durch die vielen Rücktritte - auch große Chancen zur Neugestaltung. Welche Sofortmaßnahmen müssen aus Ihrer Sicht nach der Mitgliederversammlung am 01. Dezember ergriffen werden?

Merk: Wir müssen schnellstens wieder handlungsfähig werden. Der Ist-Zustand ist bedrohlich: Keine Geschäftsführung, ein Investorenmodell ohne Investoren, Schuldenberg, sportlicher Abwärtstrend in den letzten Jahren.

Die Installation einer starken Geschäftsführung, die schnelle Darstellung der wirtschaftlichen Situation, Durchleuchtung von Verträgen sind da primäre Punkte. Da sind wir, wenn uns die Mitglieder das Mandat übertragen, bestens aufgestellt und ab dem 02. Dezember ist unsere "mobile Eingreiftruppe" einsatzbereit. Dafür haben wir mit unserem Team in den letzten Wochen gearbeitet und die entsprechenden Vorbereitungen getroffen. Wir haben viele Unbekannten, aber einen großen Gegner kennen wir, der heißt Zeit. Im Januar brauchen wir das Testat mit einer positiven Fortführungsprognose und die Lizenzierung wartet mit all ihren Tücken.

Um eins zu verdeutlichen: Als Aufsichtsrat sehen wir unsere vordergründige Arbeit darin, die Geschäftsführung in ihrem operativen Handeln zu stärken und zu unterstützen. Wir wollen und werden mit einer Sprache im Sinne des Vereins sprechen. Uns muss es gelingen, Ruhe in den FCK zu bringen und Vertrauen zurückzugewinnen. Alleine da spüre ich schon eine Mammutaufgabe.

Der Betze brennt: Und was ist mittel- und langfristig zu tun, um den FCK wieder auf die Überholspur zu bringen?

Merk: Als Schiedsrichter wollte ich weltweit die größten Ziele erreichen, bei meiner Leidenschaft Ausdauersport suche ich die größten Herausforderungen. Den FCK in die Spur zu bringen, ist sicher mehr als ein Marathon, und wir können nur Prozesse beeinflussen, die wir selbst in der Hand haben. Das sind lange, anstrengende Wege, die Basisarbeit, Ausdauer, Kontinuität erfordern und zielführende Kompromisse beinhalten. Beim FCK müssen wir erstmal die wirtschaftliche und sportliche Abwärtsspirale durchbrechen, die Konsolidierung steht zuerst an. Wenn dieser Boden bestellt ist, dann können wir neu säen. Natürlich darf jeder träumen, das tue ich auch, aber die Realität heißt im Moment Arbeitssiege in der 3. Liga.

"Der Begriff 'potentieller Investor' ist für mich das FCK-Unwort des Jahres"

Der Betze brennt: Sie betonen sehr stark, dass Sie "keine Versprechen" machen wollen. Das ist clever, weil die FCK-Mitglieder von Versprechungen schon oft enttäuscht wurden, aber es ändert trotzdem nichts an die hohen Erwartungen an Sie und Ihr Team: Ihre Mission ist nicht weniger als der "Turnaround", den jahrelangen Abwärtstrend umzukehren in einen Aufwärtstrend. Auch ohne etwas zu versprechen: Wie schnell wird das machbar sein?

Merk: Nicht clever, ehrlich! Es geht nur der berechenbare Weg. Aber da muss auch jeder erkennen: Wenn ich Ehrlichkeit erwarte, muss ich auch die Wahrheit respektieren. Und die kann unangenehm sein.

Wir sprechen uns für das Vier-Säulen-Modell aus, dass von unseren Mitgliedern beschlossen wurde und bis heute brach liegt. Die Investoren-Frage kreist dabei wie ein Damoklesschwert über dem Verein. Der Begriff "potentieller Investor" ist für mich das FCK-Unwort des Jahres.

Wir haben in den letzten Wochen Türen geöffnet und uns wurde auch viel Vertrauen entgegengebracht. Wir können aber niemanden zwingen zu investieren, nur hoffen und überzeugen, dass der FCK aus Investoren-Sicht Potential bietet.

Dazu benötigt es auch eine Aufbruchsstimmung, an der jeder seinen Teil beitragen muss. Aber der "Turnaround" hängt an vielen Punkten, ich möchte nur die Stadion-Situation oder das Nachwuchsleistungszentrum erwähnen. Auch da sind wir zielorientiert. Aber nochmal: Wir brauchen Ruhe und besonders auch die gezielte Fokussierung auf das Sportliche.

Der Betze brennt: Wo sehen Sie Ihre ganz persönlichen Kompetenzen, die Sie gerne im neuen Aufsichtsrat einbringen möchten?

Merk: Sicher im Netzwerk Fußball, Unternehmen, Medien. Und im Bereich der Strategie und Kommunikation mit meinen verbindenden Grundsätzen "Starke Menschen arbeiten mit starken Partnern" und "Besser miteinander als übereinander reden"... aber vielleicht sollten meine Teamkollegen meine Fähigkeiten besser skizzieren.

"Ich möchte nicht nur reden, sondern mich der Verantwortung stellen"

Der Betze brennt: Zum Abschluss nochmal kurz und knapp zusammengefasst: Was müssen die FCK-Mitglieder zu Ihrer Kandidatur wissen und wieso sollten sie Ihnen am 01. Dezember ihre Stimme geben?

Merk: Meine Hoffnung in dieser wirtschaftlichen und sportlichen Krise liegt in unserem Team mit Rainer Keßler, Martin Wagner, Martin Weimer und Professor Jörg Wilhelm, in einem kompetenten und uneigennützigen Engagement und natürlich dem Glauben an die positiven Werte rund um den FCK. Ich möchte mich in dieser schweren Zeit der Verantwortung stellen, nicht nur darüber reden.

Mich persönlich verbindet mit unseren Mitgliedern und Fans seit Lebzeiten eins: Der FCK! Gleich wo der Weg hinführt, gleich was die Wahl und die Zukunft bringen, diese Verbindung ist ewig.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Abschließend noch ein Hinweis in eigener Sache: Wir bedanken uns bei allen Kandidaten für die Bereitschaft und bei allen Lesern für das Interesse an unseren Interviews zur Aufsichtsratswahl. Am Sonntag berichtet Der Betze brennt wie gewohnt mit einem ausführlichen Live-Ticker von der Mitgliederversammlung des 1. FC Kaiserslautern e.V. Wir melden uns ab ca. 10:30 Uhr live aus dem Fritz-Walter-Stadion!

Quelle: Der Betze brennt

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 01. Dezember 2019

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