Reportage: Die Gegner 2010/11 (Teil 2/3)

Zurück auf den großen Bühnen

Zurück auf den großen Bühnen

Foto: Stadionwelt

Nach vier langen Jahren in der zweiten Liga war der Reiz des Unbekannten und Außergewöhnlichen von manch kleinem, älterem sowie teilweise sanierungsbedürftigem Stadion dieser Spielklasse längst verflogen. Für den Großteil der Auswärtsfahrer beim 1. FC Kaiserslautern kam daher der Wiederaufstieg zum richtigen Zeitpunkt, warten nun doch endlich wieder die großen Bühnen des deutschen Fußballs mit klangvollen Namen und zum Teil beeindruckenden Kulissen. Im zweiten Teil der großen Saisonvorschau blickt „Der Betze brennt“ auf die gegnerischen Stadien in der Bundesligasaison 2010/11.

Selbst für erfahrene Allesfahrer haben die Stadien der Bundesligisten einiges Neues zu bieten, schließlich hält der Anfang dieses Jahrtausends einsetzende Bauboom weiter an. Und auch im erst zur WM 2006 erweiterten Stuttgarter Stadion wird wieder fleißig gewerkelt, um aus dem Leichtathletik-Rund endlich eine reine Fußballarena zu machen. Es folgt eine kleine Reise quer durch die Republik zu den Spielstätten der Bundesliga-Gegner in Reihenfolge der Auswärtsspiele unserer Roten Teufel.

Gleich zum Auftakt der Deutschlandreise führt uns der Spielplan nach Köln. Im Stadtteil Müngersdorf entstand zur WM eines der schönsten Stadien der Republik, das vor allem durch seinen eigenen Stil mit den vier freistehenden Tribünen und den Ecktürmen, an denen die Tribünendächer gleich einer Hängebrücke befestigt sind, schon am Anfang der Saison ein Ausrufezeichen setzt.

Ebenfalls am Rhein gelegen ist die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz, die von den Schlachtenbummlern aus Kaiserslautern als zweite Station angesteuert wird. Zum letzten Mal wird das nächstgelegene FCK-Auswärtsspiel im zu drei Viertel aus Stahlrohrtribünen bestehenden Stadion am Bruchweg ausgetragen, das gegen Ende der Saison durch einen 33.500 Zuschauer fassenden Neubau abgelöst werden soll, der mit seinen offenen Ecken nicht den üblichen Neubauten der letzten Jahre entspricht.

Größer könnten die Gegensätze nicht sein, denn von Mainz, mit dem kleinsten Bundesligastadion (20.300 Plätze) geht es gen Ruhrpott in das Stadion mit dem größten Fassungsvermögen. Exakt 81.168 Zuschauer passen in die mehrmals erweiterte Spielstätte von Borussia Dortmund. Aus einem der wohl großzügigsten Gästeblöcke der Liga hat man neben dem Spielfeld auch eine sehr gute Sicht auf die viel gepriesene „Gelbe Wand“, die sich an Spieltagen auf der größten Stehplatztribüne Europas bildet.

Vom Pott aus geht es weiter in den hohen Norden. Genauer gesagt nach Hamburg, wo bei unserem ersten von zwei Auftritten in der Hansestadt zunächst die Arena des HSV das Reiseziel ist. Das ehemalige Volksparkstadion trug nicht nur als erstes Bundesligastadion den Namen eines Sponsoren, es ist auch das Einzige, das nun bereits den dritten Namensgeber aufweist. Knapp zehn Jahre sind seit der Fertigstellung der ältesten „modernen“ Arena vergangen, trotzdem ist dieses Stadion nach wie vor immer einen Besuch wert, da es wie kein anderes, durch den im Vergleich zum Unterrang deutlich größeren Oberrang, das Gefühl eines Kessels vermittelt, das sich sogar noch mit jeder Reihe die man weiter oben auf den Rängen sitzt verstärkt. Diesen Eindruck darf ein Teil der Hamburger Fanszene ab sofort im Stehen erleben, da in der Sommerpause die Sitze aus dem Block 22C entfernt wurden und 1.400 neue Stehplätze entstanden. Ob dadurch der Kessel ab dieser Spielzeit zu einem Hexenkessel wird, wird interessant zu beobachten sein.

Der nächste Stopp auf unserem Trip führt uns vom nördlichsten zum südlichsten Stadion der Liga. Hier hat sich seit dem letzten Gastspiel des FCK beim SC Freiburg leider nichts verändert, so dass man wohl oder übel die Stehplätze im Unterrang der Südtribüne des an der Dreisam gelegenen Stadions als schlechtesten Gästeblock der Liga zu bezeichnen muss.

Leverkusen heißt das Ziel der sechsten Auswärtsfahrt. Dort hat sich das Erscheinungsbild der Heimstätte von Bayer 04 in den letzten Jahren deutlich verändert. So passen nun in die um einen zweiten Rang erweiterte Arena 30.000 Zuschauer, die von einer filigranen Dachkonstruktion überspannt werden. Die heimischen Fans stehen dabei nicht mehr direkt hinter dem Tor, sondern Gästeblock-ähnlich in einer Ecke des Stadions.

Weiter geht es nach Nürnberg. Das bereits in den 1920er Jahren erbaute, mit seiner achteckigen Form einzigartige Stadion des „Club“ hat sich seit den WM-Umbauten kaum noch verändert, lediglich die Sitzplätze im Unterrang der Nordkurve wurden zu Anfang des Jahres in Stehplätze umgewandelt. Erwähnenswert ist noch die Laufbahn, die sich zwischen dem Spielfeld und den Tribünen befindet - ist sie doch nach dem Abstieg von Hertha BSC die Einzige ihrer Art in den Stadien der Bundesliga.

Beim nächsten Stadionbesuch rücken die Tribünen wieder deutlich näher an den Rasen, denn die zweite Stippvisite an der Elbe steht an: Im Dezember gastiert der FCK beim FC St. Pauli. Und die Nähe der Zuschauer zu den Spielern auf dem Platz dürfte trotz des fortschreitenden Ausbaus des Millerntor-Stadions nirgendwo größer als hier sein. Bis zum Gastspiel unserer Helden wird der Neubau der Haupttribüne nahezu abgeschlossen sein, so dass sich dem Besucher des Gästeblocks ein zweigeteiltes Bild präsentieren wird. Und zwar mit den bereits fertig gestellten Tribünen auf der Süd- und Westseite der Rasenfläche und den alten Rängen im Norden und Osten, die in den kommenden Jahren in ähnlichem Stil den neuen Tribünen angepasst werden sollen.

Zur letzten Etappe der Hinrunde geht es erneut in den Norden - ins Bremer Weserstadion, das sich ebenfalls im Umbau befindet. Hier dürften die Arbeiten aber bis zum Besuch des FCK kurz vor dem Abschluss stehen. Die neue Westtribüne mit dem, im Gegensatz zum letztjährigen Pokalspiel, jetzt im Oberrang angesiedelten Gästebereich wurde im Frühjahr fertig gestellt, und bis zum Saisonstart sollen die Stehplätze für die Werder-Fans im Unterrang der schnell wachsenden Osttribüne folgen.

Dem ersten Auswärtsspiel der Rückrunde beim FC Bayern und dem damit verbundenen Besuch des überdimensionalen Schlauchboots im Norden Münchens werden viele Gelegenheits-Auswärtsfahrer entgegen fiebern. Der Großteil der regelmäßigen Begleiter unserer Roten Teufel wird jedoch den Gang in die zwei oberen Etagen der Drei-Rang-Arena beklagen, und sich mit Wehmut an den Gästeblock direkt am Rasenviereck bei den Heimspielen der Münchner Löwen erinnern.

Die folgende Fahrt ist deutlich kürzer und führt in den Kraichgau, wo in Sinsheim ein großzügiger Gönner der TSG Hoffenheim direkt neben der Autobahn eine erstligataugliche Spielstätte mit rund 30.000 Plätzen erbauen ließ. Diese hebt sich von den Neubauten jener Größenordnung nicht sonderlich ab, geht jedoch bei der Namensgebung einen eigenen Weg, der auch für den FCK beispielhaft sein könnte. Fünf Unternehmen aus der Region zahlen gemeinsam dafür, dass der Anfang 2009 eingeweihte Neubau Rhein-Neckar-Arena heißt und keinen Firmennamen trägt.

Station Nummer 12 der Tour ist das ehemalige Niedersachsenstadion in Hannover, das zur WM 2006 in ein reines, komplett überdachtes Fußballstadion umgewandelt wurde. Seitdem gab es keinerlei Veränderungen, und einigen dürfte der kompakte Gästeblock im Oberrang, der sich übrigens hervorragend für Choreographien eignet, noch vom ersten Spiel des damals neuen Trainers Wolfgang Wolf in Erinnerung sein. Wer denkt nicht gerne an Ervin Skela als Libero zurück?

Die anschließende, verhältnismäßig kurze Reise zu Eintracht Frankfurt könnte etwas hitziger ausfallen, denn auch im Umfeld des Waldstadions hat sich nichts geändert. Der zweirangige mit einem „Cabriodach“ versehene Neubau zur WM 2006 ist nicht nur optisch gelungen, sondern auch eine deutlich Verbesserung in Sachen Akustik gegenüber des alten, mit Laufbahn versehenen und nicht komplett überdachten Stadions. Nicht zu vergessen der verhältnismäßig große Stehplatzbereich im Gästeblock, der fast mit dem Dortmunder mithalten kann.

Beim Gedanken an das westlich von Mönchengladbach, direkt an der A61 gelegenen Stadions im Borussia-Park, graut es manchem FCK-Fan bereits jetzt vor dem Stau nach Spielende. Seit der Fertigstellung im Jahr 2004 gab es keine großen Änderungen an der optisch billig wirkenden Heimat der Borussia, die auf den altehrwürdigen Bökelberg folgte.

Im Gegensatz dazu wird zurzeit aus der Stuttgarter Leichtathletik-Arena ein reines Fußballstadion, in dem die weitläufigen Kurven abgerissen wurden und durch direkt ans Spielfeld grenzende Tribünen ersetzt werden. Rechtzeitig zum Beginn der neuen Saison wird die Untertürkheimer Kurve, seit jeher Heimat der Gästefans, fertig gestellt sein - und während des Baus der neuen Heimkurve auch die VfB-Fans beherbergen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass bis zum Lautrer Auftritt am Neckar die Ränge der neuen Cannstatter Kurve zum Teil freigegeben sind und die Stuttgarter Anhänger wieder auf ihrer angestammten Seite stehen werden.

Zum vorletzten Auswärtsspiel geht es erneut in den Ruhrpott, in die „High-Tech-Sporthalle“ auf Schalke. Nirgendwo sonst hat man trotz geöffnetem Dach den Eindruck, in einer Halle zu sein. Was für die Akustik durchaus förderlich ist, wirkt für manch einen eher befremdlich und sorgt für ein unwohles Gefühl, das durch die engen Drehtüren an den Einlasskontrollen und den dahinter befindlichen „Löwengang“ zum Gästeblock noch gefördert wird.

Die letzte Station unserer Reise ist das im Herbst 2002 eröffnete Stadion des VfL Wolfsburg, das im Jahr 2006 die vorläufige Endstation des FCK in der Bundesliga war. Bleibt zu hoffen, dass sich diese Erinnerungen nicht wiederholen, und wir stattdessen in der mit zwei Zuschauerrängen ausgestatteten 30.000er-Arena den frühzeitigen Klassenerhalt unserer Jungs feiern dürfen!

So oder so, auf den FCK und seine Fans warten Abenteuer in fast vergessenen Stadien, mit allen Vor- und Nachteilen des modernen Arenabaus. Die Zeit von Laufbahnen, unüberdachten Stadien und Gästeblöcken mit nicht mehr als zehn Stufen ist jedenfalls vorbei!

Welche Spielstätte gefällt Dir neben dem Fritz-Walter-Stadion am besten? Auf welchen Gästeblock freust Du Dich, auf welchen eher weniger? Schreib Deine Meinung ins Diskussionsforum von „Der Betze brennt“!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: jos

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