Saisonrückblick 2009/10, Teil 2

Die Rückrunde: Der FCK ist wieder da

Die Rückrunde: Der FCK ist wieder da


Nach einer sehr kurzen Pause von gerade einmal dreieinhalb spielfreien Wochen, ausgerechnet in diesem kalten und schneereichen Winter, startete der 1. FC Kaiserslautern am 16. Januar 2010 mit dem Auswärtsspiel bei Greuther Fürth in die Rückrunde. Mit dabei waren auch die beiden Neuzugänge Pierre de Wit und Markus Steinhöfer, die den etablierten Spielern der Hinrunde Druck machen sollten. Doch das klappte zunächst nicht wie gewünscht: In Fürth gab es mit 0:3 die zweite hohe Niederlage in Folge. Ebenfalls ärgerlich war dabei die Geldstrafe in Höhe von 12.500 Euro, die der FCK zahlen musste, weil Schiedsrichter Markus Schmidt keinen Spaß verstand und das Spiel aufgrund von Schneeballwürfen aus dem Gästeblock unterbrach. Viel diskutiert wurde außerdem über gewalttätige Übergriffe der bayrischen Polizei gegen FCK-Fans nach Spielende.

Als dann auch noch das Heimspiel gegen Schlusslicht Rot-Weiß Ahlen mit 0:0 endete, war manchem Pessimisten wieder klar: Das verspielen die Roten Teufel noch, die Mannschaft ist einfach zu grün. Überragend war dann aber die Antwort des FCK! Nachdem Sindey Sam Alemannia Aachen fast im Alleingang mit 3:0 aus dem eigenen Stadion fegte - Wermutstropfen: Pierre de Wits dritter Kreuzbandriss in seiner noch jungen Karriere - konnte mit demselben Ergebnis auch der SC Paderborn geschlagen werden. Hierbei wiederholte Manuel Hornig sein Kunststück aus der vorigen Saison und traf direkt nach einer Einwechslung zum Entstand. Darüber freute er sich so diebisch, dass er im Interview nach dem Spiel kaum ein Wort raus brachte. Das war Fußball mit Emotionen, toll!

Nach dem 1:1 am Rosenmontag in Duisburg kam es dann zum Showdown gegen den Verfolger aus St. Pauli. Der Erste gegen den Zweiten, klar, dass dieses Spiel montags stattfinden musste. Dennoch kamen über 43.000 Zuschauer ins Fritz-Walter-Stadion! Erstmals wurden dabei im Stadion Transparente für den Erhalt des Stadionnamens präsentiert, der laut Auskunft des Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz zur Debatte steht. In den folgenden Spielen der Rückrunde wurde die Forderung „Für immer Fritz-Walter-Stadion“ mehrfach wiederholt, teilweise auch unterstützt von den gegnerischen Fans.

Im Spiel der beiden besten Teams dieser Zweitligasaison sahen die Zuschauer ein Team aus Kaiserslautern, das dem Konkurrenten aus Hamburg klar zeigte: Bis hierher und nicht weiter! 3:0, batsch, aus. „Das wird sicher ganz cool“, gab FCK-Trainer Marco Kurz vor dem Spiel zu Protokoll und er behielt Recht. St. Pauli, bis auf einen Punkt an den FCK herangerückt, konnte distanziert werden. Angriff abgewehrt, weiter ging´s!

Als nächstes stand das Derby in Karlsruhe auf dem Programm - und auch hier gaben sich die Roten Teufel keine Blöße, in einem famosen Endspurt wurden drei verdiente Punkte eingesackt. Die grandiosen 9.000 Schlachtenbummler aus Kaiserslautern, denen eine geplante Choreographie trotz anderslautender Ankündigungen nicht erlaubt wurde, konnten sich auf die Heimreise machen, die für manche aufgrund des Sturmtiefs „Xynthia“ eine Odyssee werden sollte. Im Wildparkstadion war zeitweise sogar das Verlassen der Zuschauerränge verboten, da außerhalb des Stadions Lebensgefahr herrschte.

Bemerkenswert war wieder einmal die Wechselkunst von Marco Kurz, wie schon gegen Paderborn wechselte der Coach den Sieg ein. Die zwei Treffer von Srdjan Lakic waren bereits die Jokertore sechs und sieben in der Rückrunde, insgesamt gelangen über die gesamte Saison hinweg zehn Treffer von Einwechselspielern. Eine tolle Quote!

Nach vier Punkten aus den Heimspielen gegen den FSV Frankfurt und Energie Cottbus - die freudetrunkenen Fans skandierten „Wollitz raus“ - gelang immerhin ein Unentschieden im packenden Duell bei der heimstärksten Mannschaft der Liga, Fortuna Düsseldorf. Zehn Spiele waren nun in der Rückrunde absolviert, 13 Punkte betrug der Vorsprung auf den vierten Platz und fast alle waren sich sicher: Zumindest die Relegation hat der FCK in der Tasche.

Und nachdem die Münchner Löwen im Lautrer Sturmwirbel mit 4:0 untergingen, wobei Tobias Sippel einen Elfmeter abwehren konnte, und der Vorsprung auf den Relegationsplatz bereits acht Punkte betrug, wurde gerechnet. Steigen wir gegen vielleicht schon gegen Berlin auf oder doch erst in Bielefeld? Nur noch das „wann“ wurde diskutiert, nicht mehr das „ob“. Obwohl Marco Kurz und Stefan Kuntz die Euphorie in der Mannschaft mit ihrer „Von Spiel zu Spiel“-Philosophie zu dämpfen versuchten und die Konzentration hochhalten wollten, sehnte sich der komplette Anhang nach einer möglichst zeitnahen Entscheidung.

Offenbar ging das ganze nicht spurlos an der Mannschaft vorüber, denn von den letzten sechs Saisonspielen konnte nur noch eines gewonnen werden. In Bielefeld, beim letzten Montagsspiel für den FCK. Und was war das für ein Befreiungsschlag! Nach der Pleite am Ostersonntag bei Rot-Weiß Oberhausen inklusive deutlicher Worte des Vorstandsvorsitzenden und dem Remis gegen Union Berlin zitterten schon einige ob der Punktverluste, dass St. Pauli und die in der Rückrunde bis dato bärenstarken Augsburger noch an den Roten Teufeln vorbeiziehen könnten. Doch als Srdjan Lakic in der 86. Minute den Siegtreffer auf der Alm erzielte, gab es kein Halten mehr. Nur noch ein Sieg, falls überhaupt, trennte den FCK vom Aufstieg, und das feierten die mitgereisten Fans noch fast bis Mitternacht im Gästeblock. Was für eine Stimmung, was für eine Erleichterung! Der FCK steigt auf! Zwar war rechnerisch noch nicht alles in trockenen Tüchern, aber schief gehen konnte eigentlich auch nichts mehr.

Doch der FCK gewann nicht mehr. Drei Spiele, zwei Punkte, ein wichtiger Treffer. Doch der kam nicht von Erik Jendrisek, Sidney Sam oder Srdjan Lakic - sondern von Cidimar! Nach der völlig unerwarteten Niederlage im Heimspiel gegen Hansa Rostock, wo eigentlich der Aufstieg besiegelt werden sollte, pilgerten kurzentschlossen rund 500 Lautrer an den Bornheimer Hang. Dort spielte der FC Augsburg, der im Falle eines Punktverlusts auf Platz 3 liegend den FCK nicht mehr würde einholen können. Die Fans aus Kaiserslautern bekamen einen eigenen Block und rockten die Hütte, waren lauter als die anwesenden Fans aus Frankfurt und Augsburg. Es war der 25. April 2010, und um 14:56 Uhr war es soweit: FSV-Stürmer Cidimar nahm den Ball im gegnerischen Strafraum an, legte ihn sich selbst hoch und setzte einen unglaublichen Fallrückzieher in die Maschen von Augsburg-Keeper Simon Jentzsch. 20 Minuten später war der FCK „in Abwesenheit“ in die erste Liga aufgestiegen, der Rest war nur noch Party. Vier Jahre Zweitklassigkeit, bessere Dorfsportplätze und ständige Sorgen um die Zukunft des Vereins - endlich vorbei. JAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!

Zwei Spiele mussten noch absolviert werden, doch sportlich ging es letztendlich um fast nichts mehr. Die Auswärtsspiele des FCK waren längst zu rot-weißen Wallfahrten geworden: 4.500 Fans reisten montags nach Düsseldorf, 5.000 nach Oberhausen und 7.000 zum vorletzten Saisonspiel nach Koblenz - 500 davon per Schiff. Das 2:2 beim Absteiger vom Deutschen Eck war zu wenig, um die Zweitligameisterschaft vorzeitig klar zu machen, doch der FCK stand immer noch auf dem ersten Platz. 50.300 Zuschauer sahen das letzte Zweitligaspiel des 1. FC Kaiserslautern auf dem Betzenberg und läuteten die Partie mit einer großartigen Choreographie in der Westkurve ein. Gegner war der FC Augsburg, der zahlreiche Stammspieler für die bereits feststehende Relegation schonte, gegen pomadige Lautrer aber dennoch in Führung gehen konnte. Der FC St. Pauli, noch freudetrunken vom in der Vorwoche perfekt gemachten Aufstieg, nahm die Überraschungsmannschaft SC Paderborn allerdings nicht mehr ernst, und so reichte dem FCK letztendlich ein 1:1 in der Schlussminute durch den scheidenden Torjäger Erik Jendrisek, um eine geniale Saison mit dem Titel des Zweitligameisters zu krönen. Aufstieg! Meister! Wer hätte das nach der holprigen Vorbereitung für möglich gehalten?

Waren die letzten Wochen in Liga zwei spielerisch nicht mehr erste Sahne, so überzeugten Mannschaft und Fans doch umso mehr beim Feiern. Es gab mehrere Aufstiegspartys und zehntausende Anhänger bejubelten ihre Helden: „Eine Abwehr aus Granit, so wie einst Real Madrid, und so zogen wir in die Bundesliga ein, und wir werden wieder Deutscher Meister sein!“

Beachtlich: Sechs der sieben Rückrundensiege wurden mit drei oder mehr Toren erspielt, im Gegensatz zu den vielen knappen Siegen in der Hinrunde. Auch die Abwehr hielt wieder dicht, insgesamt nur 28 Gegentreffer sind aller Ehren wert. Es stimmte also großteils hinten wie vorne.

Ebenso stimmte es auf den Rängen. Wahnsinn, wie viele Schlachtenbummler den FCK in der Rückrunde durch die Republik begleiteten, auch die Zuschauerzahlen auf dem Betzenberg zeigten, dass die Mannschaft eine gewaltige Euphorie entfachte. Die großartige Unterstützung war der Lohn für die Leistung. Marco Kurz sagte vor der Saison, er erwarte ehrlichen Fußball. Den bot die Mannschaft, und das wurde von den Fans honoriert.

Bemerkenswert an der Rückrunde neben der Leistung einzelner Spieler wie Sidney Sam, der viele wichtige und schöne Treffer erzielte, oder Jiri Bilek, dessen kämpferische Leistung im zentralen Mittelfeld beachtlich war, war die Physis der jungen Mannschaft. Zehn der 29 Rückrundentore fielen in der letzten Viertelstunde, acht davon gar in den letzten fünf Spielminuten. Das, was den „Betze“ früher auszeichnete, ist wieder da: Spiele in den letzten Zügen noch zu drehen oder zu entscheiden wie in Karlsruhe, in Bielefeld oder gegen Augsburg. Wenn der FCK das in die neue Saison mitnehmen kann, diese Fitness, diesen Willen und den Glauben daran, auch in der letzten Minute noch zu treffen, dann merkt auch der Rest der Liga: Wir sind wieder da!

Eine geruhsame Sommerpause wünscht

Das Team von „Der Betze brennt“

PS: Auch in der Sommerpause sind selbstverständlich tagesaktuell alle Informationen rund um den 1. FC Kaiserslautern auf „Der Betze brennt“ zu finden - von Neuzugängen und Transfergerüchten über Testspiele und die neuen Trikots bis hin zum Spielplan und weiteren Infos zur neuen Saison in der ersten Liga!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian

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